Braucht es eine Austro-Syriza?
... interessant und nicht bloß eine Leseempfehlung, das ist eine Leseverpflichtung!
1 - Rettet den Kapitalismus!
2 - Unberechenbar im eigenen Marxismus
3 - Marx’ bemerkenswerte Analyse
4 - Die Freiheit der Neoliberalen
5 - Warum ein unorthodoxer Marxist?
6 - Die Erkenntnis von Keynes
7 - Die Lektion von Margaret Thatcher
8 - Was sollten MarxistInnen tun?
9 - Bündnisse mit dem Teufel
10 - Der pragmatische Marxist
Schützt das System vor sich selbst !
2 - Unberechenbar im eigenen Marxismus
3 - Marx’ bemerkenswerte Analyse
4 - Die Freiheit der Neoliberalen
5 - Warum ein unorthodoxer Marxist?
6 - Die Erkenntnis von Keynes
7 - Die Lektion von Margaret Thatcher
8 - Was sollten MarxistInnen tun?
9 - Bündnisse mit dem Teufel
10 - Der pragmatische Marxist
Schützt das System vor sich selbst !
YANIS VAROUFAKIS - Marx’ bemerkenswerte Analyse
Sowohl Elektrizität wie Arbeit können als Waren betrachtet werden. Tatsächlich bemühen sich sowohl Unternehmerinnen wie Arbeiter darum, die Arbeit warenförmig zu machen. Unternehmerinnen benutzen ihren ganzen Scharfsinn und den ihrer Human-Resources-ZudienerInnen dazu, die Arbeit zu quantifizieren, zu messen und zu homogenisieren. Gleichzeitig suchen Angestellte auf Arbeitssuche mit allen Mitteln, ihre Arbeitskraft zur Ware zu machen, Lebensläufe zu schreiben und umzuschreiben, um sich als Anbieter quantifizierbarer Arbeitseinheiten darzustellen.
Und da ist der Haken.
Wenn Arbeiterinnen und Unternehmer jemals alle Arbeit erfolgreich in Waren verwandeln, wird der Kapitalismus untergehen. Das ist eine Einsicht, ohne die die Tendenz des Kapitalismus, ständig Krisen zu produzieren, nie ganz begriffen werden kann, und zudem eine Einsicht, die niemand haben kann, ohne ein wenig Marx studiert zu haben.
Und da ist der Haken.
Wenn Arbeiterinnen und Unternehmer jemals alle Arbeit erfolgreich in Waren verwandeln, wird der Kapitalismus untergehen. Das ist eine Einsicht, ohne die die Tendenz des Kapitalismus, ständig Krisen zu produzieren, nie ganz begriffen werden kann, und zudem eine Einsicht, die niemand haben kann, ohne ein wenig Marx studiert zu haben.
Im Science-Fiction-Klassiker «Invasion of the Body Snatchers» von 1956 greifen uns die Aliens nicht direkt an, wie etwa in H. G. Wells’ «The War of the Worlds». Stattdessen werden die Menschen von innen her erobert, bis nichts mehr von ihrem menschlichen Geist und ihren Gefühlen übrig ist. Ihre Körper bleiben als blosse Hüllen zurück, die einst einen freien Willen enthielten und nun arbeiten, das alltägliche Leben absolvieren und als menschliche Simulacra *), also blosse Zeichen funktionieren, die von den nicht quantifizierbaren Launen der menschlichen Natur befreit sind.
Das entspricht etwa dem, was entstehen würde, wenn die menschliche Arbeit vollkommen auf menschliches Kapital reduziert würde und so ins herkömmliche ökonomische Modell eingefügt werden könnte.
Das entspricht etwa dem, was entstehen würde, wenn die menschliche Arbeit vollkommen auf menschliches Kapital reduziert würde und so ins herkömmliche ökonomische Modell eingefügt werden könnte.
Jede nicht marxistische Wirtschaftstheorie, die menschliche und nicht menschliche Produktivität als austauschbare und qualitativ gleichwertige Quantitäten behandelt, setzt voraus, dass die Entmenschlichung der menschlichen Arbeit vollendet ist.
Aber falls sie je vollendet werden könnte, dann würde dies das Ende des Kapitalismus als eines Systems bedeuten, das Werte schaffen und austauschen könnte.
Erstens würde ein System entmenschlichter Simulacra oder von Automaten einer mechanischen Uhr voller Rädchen und Federn gleichen, ein jedes Zeichen mit einer eigenen, einzigartigen Funktion, die zusammen ein «Gut» produzieren: die Zeitmessung. Doch wenn diese Gesellschaft nichts anderes als solche Automaten enthielte, wäre die Zeitmessung kein «Gut».
Es wäre sicherlich ein Resultat, aber warum ein Gut?
Ohne reale Menschen, die die Funktion der Uhr erfahren könnten, kann es nichts «Gutes» oder «Böses» geben.
Eine Gesellschaft aus Automaten würde, wie eine mechanische Uhr oder ein Schaltkreis, voller funktionierender Teile sein, würde eine Funktion vorführen, aber nichts, was sinnvollerweise als «gut» oder «böse», ja überhaupt als «Wert» bezeichnet werden könnte.
Aber falls sie je vollendet werden könnte, dann würde dies das Ende des Kapitalismus als eines Systems bedeuten, das Werte schaffen und austauschen könnte.
Erstens würde ein System entmenschlichter Simulacra oder von Automaten einer mechanischen Uhr voller Rädchen und Federn gleichen, ein jedes Zeichen mit einer eigenen, einzigartigen Funktion, die zusammen ein «Gut» produzieren: die Zeitmessung. Doch wenn diese Gesellschaft nichts anderes als solche Automaten enthielte, wäre die Zeitmessung kein «Gut».
Es wäre sicherlich ein Resultat, aber warum ein Gut?
Ohne reale Menschen, die die Funktion der Uhr erfahren könnten, kann es nichts «Gutes» oder «Böses» geben.
Eine Gesellschaft aus Automaten würde, wie eine mechanische Uhr oder ein Schaltkreis, voller funktionierender Teile sein, würde eine Funktion vorführen, aber nichts, was sinnvollerweise als «gut» oder «böse», ja überhaupt als «Wert» bezeichnet werden könnte.
Falls das Kapital es je schaffen würde, die Arbeit vollkommen zu quantifizieren und damit zur Ware zu machen, so wie es dies ständig versucht, wird es auch diese unbestimmbare, aufsässige menschliche Freiheit aus der Arbeit austreiben, die erst die Hervorbringung von Wert ermöglicht.
Die glänzende Einsicht von Marx in das Wesen der kapitalistischen Krise war genau dies: Je erfolgreicher der Kapitalismus Arbeit in eine Ware verwandelt, desto weniger Wert besitzt jede produzierte Einheit, desto tiefer ist die Profitrate und desto näher die nächste hässliche Rezession der Wirtschaft als eines Systems. Die menschliche Freiheit als ökonomische Kategorie darzustellen, ist die einzigartige Einsicht von Marx, die ihm erlaubt, eine entschieden dramatische und analytisch genaue Interpretation des Kapitalismus zu liefern, der immer wieder aus dem Erfolg des Wachstums Rezession und Depression gebiert.
Die glänzende Einsicht von Marx in das Wesen der kapitalistischen Krise war genau dies: Je erfolgreicher der Kapitalismus Arbeit in eine Ware verwandelt, desto weniger Wert besitzt jede produzierte Einheit, desto tiefer ist die Profitrate und desto näher die nächste hässliche Rezession der Wirtschaft als eines Systems. Die menschliche Freiheit als ökonomische Kategorie darzustellen, ist die einzigartige Einsicht von Marx, die ihm erlaubt, eine entschieden dramatische und analytisch genaue Interpretation des Kapitalismus zu liefern, der immer wieder aus dem Erfolg des Wachstums Rezession und Depression gebiert.
Wenn Marx schrieb, Arbeit sei das lebendige, formgebende Feuer, sie sei die Vergänglichkeit der Dinge, so lieferte er den grössten Beitrag, den je ein Ökonom zum Verständnis der scharfen Widersprüchlichkeit, die in der DNA des Kapitalismus sitzt, geliefert hat.
Er betonte die Realität, dass Arbeit in ihrer Warenform von flüssigem Kapital (Geld) erworben werden kann, aber dass sie immer einen feindlichen Willen gegen den kapitalistischen Käufer behält.
Marx machte damit nicht nur eine psychologische, philosophische oder politische Feststellung.
Marx lieferte vielmehr eine bemerkenswerte Analyse, warum Arbeit in jenem Moment, in dem sie (als eine nicht quantifizierbare Tätigkeit) diese Feindseligkeit aufgibt, steril und unfähig wird, Wert zu produzieren.
*) Als Simulacrum oder Simulakrum (Plural: Simulacra oder Simulakren) bezeichnet man ein wirkliches oder vorgestelltes Ding, das mit etwas oder jemand anderem verwandt ist oder ihm ähnlich ist.
Der lateinische Ausdruck simulacrum leitet sich über simulo („Bild, Abbild, Spiegelbild, Traumbild, Götzenbild, Trugbild“) von simul („ähnlich, gleich“) ab. Die Bedeutung kann abwertend gemeint sein im Sinne eines trügerischen Scheins, sie kann aber auch positiv verstanden werden im Rahmen eines Konzepts produktiver Phantasie.
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