Samstag, 4. Mai 2013

Über den ehemaligen Chefökonom der Deutschen Bank Thomas Mayer

Quelle: Sozialdemokraten gegen den Fiskalpakt  / FAZ / Thomas Mayer


Der ehemalige Chefökonom der Deutschen Bank Thomas Mayer, der seine Anschlussverwendung gnädigerweise bei der FAZ gefunden hat, versucht sich in einer Argumentation gegen das offensichtliche Sparparadox. Viel raus kommt nicht bei dem Versuch, die merkelsche Krisenpolitik schönzureden.
Mayer scheint weder die Realitäten zur Kenntnis zu nehmen, noch offenbart er sonderlich viel Verständnis von der Funktionsweise von Finanzmärkten, noch scheint er sich intellektuell mit der Idee der Bilanzrezession auseinandergesetzt zu haben.  

Laut seiner Argumentation führe eine höhere Ersparnis zu mehr Wachstum in der Zukunft. Das mag stimmen im schlichten Einerlei des neoliberalen Ökonomen. Die Ersparnis von heute ist die Investition von morgen.

Nur versteht Mayer nicht, dass die Sparer in den Krisenstaaten ja keine Vermögen für künftige Investitionen ansparen, sondern Schulden abbauen. Sind diese Schulden gegenüber der Bank, dann wird kein Geld für künftige Investitionen freigesetzt, sondern Geld insgesamt aus der Wirtschaft hinausgezogen.
Sparen nun alle (Haushalte, Unternehmen, Staat), auch das versteht Mayer nicht, dann sinken auch für alle die Einnahmen, so dass am Ende weder nennenswerter Schuldenabbau noch Vermögensaufbau für künftige Investitionen herauskommt.  

Mayer gründet Teile seiner Argumentation auf der Unterscheidung zwischen Konsum- und Kapitalgütern. Konsum sei angeblich schlecht, Kapitalinvestitionen gut. Wenn nun gespart wird, dann sinkt laut Mayer die Konsumgüternachfrage. Das ist nachvollziehbar. Gleichzeitig steigt bei ihm aber die Investitionstätigkeit - angeblich, weil die "freigesetzten" Arbeiter dann in die Kapitalgüterindustrie wechselten und außerdem das zusätzlich vorhandene Sparkapital den Zins drücke und somit zu Investitionen verleite.
Dass Investitionen nur getätigt werden, wenn Unternehmen davon ausgehen, dass sie künftig mehr verkaufen, verschweigt Mayer. Der Boom der Kapitalgüterindustrie auf Kosten der Konsumgüterindustrie ist eine Schimäre. Von niedrigen Zinsen werden Volkswirtschaften, deren Banken durch eine Sparpolitik quer durch alle Sektoren an die Wand gedrückt werden, nur träumen können.
Von einem Investitionsboom ist in der Südperipherie nichts zu sehen.  

Ganz bizarr wird es wenn Mayer von einer Volkswirtschaft ausgeht, in der "Preise und Löhne rigide und Arbeitnehmer immobil sind".
In einer solchen Wirtschaft würde nicht nur die Arbeitslosigkeit steigen, sondern auch Preise und Löhne.
Mit Euroland kann das freilich nicht viel zu tun haben. Die Inflation befindet sich auf einem Zehnjahrestief und die Löhne sind im Sinkflug begriffen. Was die mangelnden "freien Ressourcen" sind, die angeblich die Investitionen verhindern, lässt sich aus Mayers Kauderwelsch nicht herauslesen. Meint er etwa die "immobilen Arbeitnehmer", die in Griechenland und Spanien auch ohne Sozialhilfe lieber faulenzend zuhause sitzen ehe sie sich der Kapitalgüterindustrie zur Verfügung stellen?  

Fazit:
Es muss konstatiert werden, dass Mayer die Grundsätze des Sparparadoxes nicht versteht.
Es geht nicht darum, sparen per se zu verdammen. Das Sparparadox besagt vielmehr, dass eine zu ambitionierte staatliche Sparpolitik bei einem überschuldeten Privatsektor und wackligen Banken eben gerade nicht zur Ersparnisbildung taugt.
Die Verschuldung steigt, die Wirtschaft bricht ein, die Investitionen liegen am Boden, die Arbeitslosigkeit galoppiert und die Banken wackeln immer gefährlicher, da immer mehr ihrer Kunden in die Pleite getrieben werden.

Das ist die Realität einer fehlgeleiteten Krisenpolitik, die auch Mayers intellektuell dürftiger Versuch diese ökonomisch zu rechtfertigen, nicht mehr kaschieren kann.

---siehe auch:
Mayers Weltwirtschaft - Das Spar-Paradox - 04.05.2013
Geht es den Ländern Südeuropas umso schlechter, je mehr sie sparen?
Von Thomas Mayer
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mayers-weltwirtschaft/mayers-weltwirtschaft-das-spar-paradox-12172266.html



Quelle: Sozialdemokraten gegen den Fiskalpakt  / FAZ / Thomas Mayer

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