Thema: Politische Ideologien
Keynesianismus
oder Infusionen gegen Spekulationsfieber
Wenn jeder Einzelne nach größtmöglichem Nutzen für sich selbst strebt, kommt für alle, für die gesamte Gesellschaft das Optimale heraus, drum darf sich der Staat nicht in die Wirtschaft einmischen. So lautet ein Kernsatz liberaler Weltanschauung. Noch vor einigen Jahren von schwarzen und blau-orangen Politikern nachgebetet, klingt dieses Dogma heute geradezu abstrus.
Die unermessliche Gier Einzelner war es, die bei der Jagd nach dem schnellen Spekulationsgewinn die gesamte Wirtschaft in eine tiefe Krise gestürzt hat.
Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Aussetzverträge inklusive. Vom Optimalzustand für alle sind wir weit entfernt. Doch viele PolitikerInnen haben seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren dazugelernt. Sie wissen, dass Nichtstun das Schlimmste wäre und die Krise verschärft. Keynes sei Dank!
KEYNES: DER STAAT MUSS HANDELN
Krisenstimmung. Die Arbeitslosigkeit steigt. Die Löhne sind zu hoch, wenn sie niedriger wären, würden die Menschen leichter Arbeit finden, sagen die Liberalen. Löhne werden gesenkt. Elend und Armut nehmen zu. Und dann krachen auch noch die größten österreichischen Banken zusammen. Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit bilden den perfekten Nährboden für Faschismus und Nationalsozialismus.
In dieser Zeit, den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, erkannte ein Ökonom namens John Maynard Keynes, dass der Staat in Krisenzeiten eine andere, eine starke Rolle spielen muss.
Gemeinwohl wird nicht aus der Summe egoistischer Einzelentscheidungen geboren. Nachfrage schaffen ist das Gebot der Stunde, wenn der Wirtschaftsmotor ins Stocken gerät.
WIE EIN MENSCHLICHER KÖRPER
Wie ein menschlicher Körper ist die Wirtschaft ein großer Organismus, in dem alles mit allem zusammenhängt. Verändert sich irgendwo etwas, wirkt sich das - wenn auch manchmal verzögert - in allen anderen Teilen des Organismus aus.
Das heißt:
Investitionen schaffen Arbeitsplätze, Arbeitsplätze und Einkommen schaffen Nachfrage, und Nachfrage wiederum bringt den Unternehmen Geld für Investitionen.
Wenn in einer Wirtschaftskrise es nun gesamtwirtschaftlich sinnvoll wäre, zu investieren, schreckt aber der einzelne Unternehmer in dieser Situation vielleicht oder sogar ganz sicher davor zurück - der Staat muss eingreifen und Nachfrage erzeugen, zum Wohle aller. Die Budgetdefizite, die dadurch entstehen, sollten im jeweils nächsten Konjunkturaufschwung wieder gedeckt werden.
KEIN ALLHEILMITTEL
Und da wären wir auch schon bei den Grenzen des Keynesianismus: Wenn konjunkturelle Krisen wesentlich länger andauern - wie zum Beispiel etwa Mitte der 1970er-Jahre -, ist diese Form von Politik nur schwer durchzuhalten, weil die Staatsverschuldung steigt und Finanzierungsengpässe auftreten können.
Ein gefundenes Fressen für die damals konservativ regierten Staaten wie zum Beispiel die USA oder England, die unter den heute noch bekannten Schlagworten wie "Thatcherismus" oder "Reagonomics" zu den alten Rezepten zurückkehrten: Die liberale Wirtschaftspolitik feierte unter dem neuen Namen Neoliberalismus ein Comeback.
Sozialleistungen wurden gekürzt, vor allem Unternehmer profitierten von Steuersenkungen. Übersehen wurden dabei die Kreislaufzusammenhänge der Wirtschaft.
Womit wir dann wieder bei Keynes wären: Wenn die Einkommen und damit die Massenkaufkraft nicht erhöht werden, gibt es keine Nachfrage. Und ohne Nachfrage keine Investitionen, kein Konjunkturaufschwung, keine neuen Arbeitsplätze ...
Die besten "Witze des Tages!"
"Ein guter Tag beginnt mit einem sanierten Budget."
Karl-Heinz Grasser, 2002
"Wer mit einem Finger auf andere zeigt, soll nicht vergessen, dass dabei drei Finger wieder auf einen selbst zurückzeigen. Neoliberalismus, Abzocken, Heuschrecken-Kapitalismus - wer ist mit diesen Inhalten in Verbindung? Nicht wir!" Wolfgang Schüssel, 2006
Zitiert
"Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden."
John Maynard Keynes
"Langfristig sind wir alle tot. Ökonomen machen es sich zu leicht, wenn sie uns in stürmischen Zeiten nicht mehr zu erzählen haben, als dass der Ozean wieder ruhig ist, wenn sich der Sturm gelegt hat."
Derselbe
Quelle: FSG - Sozial.Entschlossen.Zuverlässig.
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