Donnerstag, 25. Dezember 2014

Otto Bauer; sozialdemokratischer Politiker, Ökonom und Soziologe

Quelle: UNI Graz
Otto Bauer
Pseudonyme: Amos; Franta Coliette; H. W.; Hagen; Karl Mann; Jean Meunier; Friedrich Schulze; Heinrich Schulze; Tonda; Heinrich Weber; Wolfgang
geb. Wien, am 5. September 1881
gest. Paris, am 4. Juli 1938
sozialdemokratischer Politiker, Ökonom und Soziologe

Otto Bauer, Sohn des Baumwoll- und Leinenwarenerzeugers Philipp Bauer (1853–1913) und dessen Ehefrau »Käthe« Katharina Bauer, geborene Gerber (1862–1912), sowie Bruder von Ida Adler (1882–1945), war seit 1900 Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs« (SDAP) und zählte zu den Mitbegründern des kurz danach entstandenen Austromarxismus. Er studierte seit 1903 Rechtswissenschaft an der Universität Wien, wo er 1906 zum Doktor der Rechtswissenschaft (Dr. jur.) promoviert wurde. Während des Studiums lernte er Max Adler (1873–1937), Rudolf Hilferding (1877–1941) und Karl Renner (1870–1950) kennen, mit denen er den Verein »Zukunft« als Schule für die Wiener Arbeiter gründete, die Keimzelle des Austromarxismus. Bauer war 1907 Mitbegründer, bis 1914 Schriftleiter und bis 1934 Mitherausgeber der Zeitschrift »Der Kampf. Sozialdemokratische Monatsschrift« (Wien), bis 1912 Lehrer an der sozialdemokratischen Parteischule und 1912 bis 1914 Redakteur der »Arbeiterzeitung. Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokratie« (Wien) sowie Lehrer an der sozialdemokratischen Arbeiterschule. Außerdem war er 1907 bis 1914 Abgeordneter zum Österreichischen Reichsrat und Fraktionssekretär der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs«.
Am Ersten Weltkrieg nahm Otto Bauer seit 28. Juli 1914 als Leutnant der Infanterie teil und geriet bereits im November 1914 in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er als Austauschinvalide im September 1917 entlassen wurde. Nach Wien zurückgekehrt, war Bauer vom Oktober bis November 1918 Unterstaatssekretär des Äußeren und vom November 1918 bis Juli 1919 Staatssekretär für Äußeres; zu seinen Mitarbeitern im Ministerium zählte die Soziologin Käthe Leichter (1895–1942). Er setzte sich für die Auflösung Österreich-Ungarns und für den Anschluss Deutsch-Österreichs an das Deutsche Reich ein, war österreichischer Verhandlungsführer in Saint-Germain-en-Laye (Île-de-France) und trat schließlich von seinem Ministerposten zurück, weil er weder den Anschluss Österreichs an Deutschland erreichen, noch die Abtrennung Südtirols und des Sudetengebiets von Österreich verhindern konnte. 1919 bis 1934 war Bauer sozialdemokratischer Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat und Führer der österreichischen Sozialdemokratie, obwohl er weder Partei- noch Fraktionsvorsitzender war. Von Bedeutung wurde das unter seiner Leitung verfasste Linzer Parteiprogramm der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« von 1926.
Otto Bauer heiratete 1920 die Journalistin Helene Landau, geborene Gumplowicz (1871–1942), welche aus ihrer geschiedenen Ehe die Tochter Wanda Janina Landau, verheiratete Lanzer (1896–1980), mitbrachte, später Bibliothekarin und Journalistin. Helene Landau war seit 1915 eng mit der Individualpsychologin und Schriftstellerin Sofie Lazarsfeld (1881–1976), der Mutter des Soziologen Paul Felix Lazarsfeld (1901–1976), befreundet. Seit 1917 unterhielt auch Otto Bauer enge Beziehungen zur Familie Lazarsfeld.
Noch während des Aufstands im Februar 1934 zur Verteidigung der Demokratie in Österreich flüchtete Otto Bauer in die Tschechoslowakei, wo er Mitbegründer des »Auslandsbüros der österreichischen Sozialdemokraten« (ALÖS) in Brno wurde, welches der Unterstützung der nunmehr illegalen sozialistischen Bewegung in Österreich und der Aufklärung des Auslands über die österreichischen Verhältnisse diente. Er war 1934 bis 1938 Redaktionsleiter der »Arbeiterzeitung. Organ der österreichischen Sozialisten« (Brünn [Brno]) und Herausgeber der Zeitschrift »Der Kampf. Sozialistische Revue« (Prag).
Im Mai 1938 emigrierte Otto Bauer nach Paris, wo er an der Konstituierung der »Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten« (AVÖS) mitwirkte und Herausgeber der Zeitschrift »Der sozialistische Kampf / La Lutte socialiste. Journal antihitlérien« (Paris) wurde.
Otto Bauer gilt heute als führender Theoretiker des Austromarxismus und prägende Figur der österreichischen Sozialdemokratie der Zwischenkriegszeit. Er gilt als auch als jene Person, welche die Marienthal-Studie anregte.
Selbstständige Publikationen von Otto Bauer
● (Anonym) Das arbeitende Volk und die Nationalitätenfrage. Wien: Wiener Volksbuchhandlung [1900] (= Lichtstrahlen. 4.), 16 S.
● Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1907, VIII, 500 S. Separatabdruck aus: Marx-Studien, 2. Bd.
● (Mitherausgeber) Der Kampf. Sozialdemokratische Monatsschrift. Herausgegeben von Otto Bauer, Adolf Braun, Karl Renner (Wien), 1.–27. Bd. (1907–1934).
● Deutschtum und Sozialdemokratie. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1907 (= Lichtstrahlen. 13.), 32 S.
● Die Teuerung. Eine Einführung in die Wirtschaftspolitik der Sozialdemokratie. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1910, 99 S.
● (Mit Julius Deutsch & Karl Renner) Otto Bauer: Stimmen aus der Internationale über die Gewerkschaften. – Karl Renner: Organisation der Welt. – Julius Deutsch: Vom Landesverein zum Reichsverband. – Einleitung von Otto Bauer. Wien: Hueber 1910, 32 S.
● Nationaler Kampf oder Klassenkampf? Ein Gespräch. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1911 (= Sozialdemokratische Werbeschriften zum Wahlkampf. 2.), 16 S.
● Bergmannsnot und Kohlenwucher. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1911 (= Sozialdemokratische Werbeschriften zum Wahlkampf. 4.), 16 S.
● Großkapital und Militarismus. Wem nützen die neuen Kriegsschiffe? Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1911 (= Sozialdemokratische Werbeschriften zum Wahlkampf. 15.), 16 S.
● Geschichte Österreichs. Eine Anleitung zum Studium der österreichischen Geschichte und Politik. Wien: Danneberg 1911 (= Sammlung von Unterrichtsanleitungen. Herausgegeben von der Zentralstelle für das Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie in Österreich. 2.), 47 S.
● Der Balkankrieg und die deutsche Weltpolitik. Berlin: Vorwärts, Singer 1912, 52 S.
● (Mitarbeiter) Robert Danneberg: Karl Marx. Der Mann und sein Werk. Unter Mitwirkung von Karl Kautsky, Max Adler, Otto Bauer, Gustav Eckstein, Leopold Winarsky und anderen. Wien: Verlag des Verbandes der jugendlichen Arbeiter 1913, 64 S.
● (Heinrich Weber) Die russische Revolution und das europäische Proletariat. Wien: Brand 1917, 40 S.
● Der Weg zum Sozialismus. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1919 (= Sozialistische Bücherei. 1.), 32 S.
● (Anonym) Weltrevolution. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1919 (= Sozialistische Bücherei. 11.), 20 S.
● Acht Monate auswärtiger Politik. Rede, gehalten am 29. Juli 1919. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1919 (= Sozialistische Bücherei.12.), 12 S.
● Die Sozialisierungsaktion im ersten Jahre der Republik. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1919 (= 12. November. 5.), 16 S.
● Bolschewismus oder Sozialdemokratie? Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1920, 120 S.
● Der »neue Kurs« in Sowjetrußland. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1921, 35 S.
● Die Offiziere und die Republik. Ein Vortrag über die Wehrpolitik der Sozialdemokratie. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1921, 16 S.
● Die Aufgaben der deutschen Sozialdemokratie in der Tschechoslowakischen Republik. Teplitz-Schönau [Teplice]: Druck- und Verlags-Anstalt 1921, 10 S.
● Schulreform und Klassenkampf. Ein Vortrag über die Funktionen der Schule in der Gesellschaft. Herausgegeben vom Reichsverein der sozialdemokratischen Lehrer und Lehrerinnen Deutschösterreichs. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1921, 16 S.
● Der Genfer Knechtungsvertrag und die Sozialdemokratie. Rede des Abgeordneten Otto Bauer auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Wien am 14. Oktober 1922. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1922, 32 S.
● Die österreichische Revolution. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1923, 293 S.
● Der Kampf um die Macht. Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1924 (= Wiener sozialdemokratische Bücherei. 2.), 31 S.
● Die Arbeiterjugend und die Weltlage des Sozialismus. Rede, gehalten auf der Jahreskonferenz des Kreises Wien des Verbandes der sozialistischen Arbeiterjugend am 2. März 1924. Wien: Verband der sozialistischen Arbeiterjugend 1924 (= Sozialistische Jugendbücherei. 1.), 27 S.
● Der Kampf um Wald und Weide. Studien zur österreichischen Agrargeschichte und Agrarpolitik. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1925 (= Agrarsozialistische Bücherei. 1.), 244 S.
● Die Wirtschaftskrise in Österreich. Ihre Ursachen – ihre Heilung. Wien: Verlag des Bundes der Industrieangesellten 1925 (= Schriftenreihe des Bundes der Industrieangestellten Österreichs. 5.), 16 S.
● Sozialdemokratische Agrarpolitik. Erläuterungen des Agrarprogramms der Deutschösterreichischen Sozialdemokratie. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1926 (= Agrarsozialistische Bücherei. 6.), 187 S.
● Idealismus und Nüchternheit. Festrede gehalten im Volksbildungshaus Margareten am 17. Jänner 1926 anläßlich der Feier des zwanzigjährigen Bestandes des Arbeiter-Abstinentenbundes in Österreich. Wien: Arbeiter Abstinentenbund 1926, 11 S.
● Der blutige fünfzehnte Juli. Rede, gehalten im Nationalrat in der Sitzung am 26. Juli 1927. Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1927 (= Wiener sozialdemokratische Bücherei. 17.), 31 S.
● Das Zollattentat auf die Volkswirtschaft. Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1927 (= Wiener sozialdemokratische Bücherei. 18.), 16 S.
● Sozialdemokratie, Religion und Kirche. Ein Beitrag zur Erläuterung des Linzer Programms. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1927, 61 S.
● Die wirtschaftliche und soziale Lage Österreichs. Rede auf dem Kongreß der freien Gewerkschaften Österreichs am 20. Juni 1928. Wien: »Arbeit und Wirtschaft« 1928, 31 S.
● Revolutionäre Kleinarbeit. Rede. Herausgegeben vom Zentralverein der kaufmännischen Angestellten Österreichs. Wien: Verlag des Zentralvereines der kaufmännischen Angestellten Österreichs 1928 (= Freigewerkschaftliche Jugendschriften.), 15 S.
● Wie können wir den Mieterschutz erhalten? Rede [auf dem sozialdemokratischen Parteitag am 15. September 1928], gehalten von Otto Bauer. Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1928 (= Wiener sozialdemokratische Bücherei. 19.), 31 S.
● Mieterschutz, Volkskultur und Alkoholismus. Rede. Wien: Arbeiter-Abstinentenbund 1929, 14 S.
● Das Bundessanierungsgesetz. Vortrag. Wien: Postgewerkschaft 1931, 15 S.
● Kapitalismus und Sozialismus nach dem Weltkrieg. Band 1: Rationalisierung – Fehlrationalisierung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1931, 226 S. Mehr nicht erschienen.
● Wir kämpfen für die Freiheit! Rede des Abgeordneten Dr. Otto Bauer am 10. März 1933. Wien: Verlagsanstalt Vorwärts 1933, unpaginiert (4 S.).
● Nach der deutschen Katastrophe. Die Beschlüsse der Internationalen Konferenz der S.A.I in Paris, August 1933, und die Rede des Berichterstatters Otto Bauer. Zürich: Sozialistische Arbeiter-Internationale 1933, 32 S.
● (Redakteur) Der Kampf. Sozialistische Revue (Prag), 1.–5. Jg. (1934–1938).
● Der Aufstand der österreichischen Arbeiter. Seine Ursachen und seine Wirkung. Prag [Praha]: Verlag der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik 1934, 31 S.
● Austrian democracy under fire. Dedicated to the memory of the heroes of the Republican »Schutzbund« killed in the fighting or executed under martial law. London: Labour Publications Department 1934, 51 S.
● (Mit Theodor Dan [Фёдор Дан, d.i. Fedor Ilič Gurvič / Фёдор Ильич Гурвич] & Jean Zyromski) Die Internationale und der Krieg. Mit einem Vorwort von Friedrich Adler und einer Erklärung von H[enry] N[oel] Brailsford. Wien: [ohne Verlagsangabe 1935], 16 S.
● Zwischen zwei Weltkriegen? Die Krise der Weltwirtschaft, der Demokratie und des Sozialismus. Bratislava: Prager 1936, 355 S.
● (Herausgeber) Der sozialistische Kampf / La Lutte socialiste. Journal antihitlérien (Paris), 1. Jg. (1938).
● Die illegale Partei. Aus dem unveröffentlichten Nachlass. [Herausgegeben von Friedrich Wolfgang Adler.] Paris: Éditions »La Lutte Socialiste« 1939 (= Schriftenreihe des Sozialistischen Kampf. 1.), 205 S.
● (Mitarbeiter) Karl Marx. Der Mann und sein Werk. Aufsätze von: Max Adler, Otto Bauer, Robert Danneberg. Herausgeber: Julius Deutsch. [Wien]: Wiener Volksbuchhandlung 1946, 91 S.
● Napoleons Ende. Ein Schauspiel in 5 Aufzügen. Wien: [ohne Verlagsangabe 1948], 32 S.
● Einführung in die Volkswirtschaftslehre. (Vorträge, gehalten 1927/28 in der Wiener Arbeiter-Hochschule.) Mit einer Einleitung von Ernst Winkler und einem Nachwort von Benedikt Kautsky. [Wien]: Wiener Volksbuchhandlung 1956 [recte 1955], 388 S. Davon gibt es auch einen Teilabdruck unter dem Titel: Der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus.
● Eine Auswahl aus seinem Lebenswerk. Politische, soziologische, historische und philosophische Schriften. Mit einem Lebensbild Ottos Bauer von Julius Braunthal. [Wien]: Wiener Volksbuchhandlung 1961, 338 S.
● (Mit Herbert Marcuse & Arthur Rosenberg) Faschismus und Kapitalismus. Theorien über die sozialen Ursprünge und die Funktion des Faschismus. Herausgegeben von Wolfgang Abendroth. Wien–Frankfurt am Main–Zürich: Europa Verlag 1967 (= Politische Texte.), 187 S.
● Zum Wort gemeldet: Otto Bauer. Herausgegeben und eingeleitet von Heinz Fischer. Wien–Frankfurt am Main–Zürich: Europa Verlag 1968, 397 S.
● Das Weltbild des Kapitalismus. Frankfurt am Main: Makol 1971 (= Marxismusbibliothek. Text. 1.), 61 S.
● Werkausgabe. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für die Geschichte der Österreichischen Arbeiterbewegung. Redaktion: Hugo Pepper. Wien: Europaverlag 1975–1980, 9 Bände:
1. Band: 1975, IX, 940 S.
2. Band: 1976, 967 S.
3. Band: 1976, 1039 S.
4. Band: 1976, 1011 S.
5. Band: 1978, 1080 S.
6. Band: 1979, 1021 S.
7. Band: 1979, 1058 S.
8. Band: 1980, 1051 S.
9. Band: 1980, 1116 S.
● Fedor I. Dan [d.i. Fedor Ilič Gurvič / Фёдор Ильич Гурвич] und Otto Bauer: Briefwechsel (1934–1938). Hartmut Rüdiger Peter (Hg.). Frankfurt am Main–New York: Campus 1999 (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. 18.), 189 S.
● »Religion als Privatsache«. Der Weg zur demokratischen Freiheit. Einführung von Tommaso la Rocca. Vorwort von Paul Michael Zulehner. Wien: Geyer-Edition 2001 (= Veröffentlichungen des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg. Neue Folge. 79. / Publikationen des Instituts für kirchliche Zeitgeschichte. Serie 2: Studien, Dokumentationen. 33.), 183 S.

Texte über Otto Bauer 
● Marie Jahoda & Paul F. Lazarsfeld: Über Otto Bauers Rolle bei der Marienthal-Studie:


Marie Jahoda & Paul F. Lazarsfeld
Über Otto Bauers Rolle bei der Marienthal-Studie
1) Marie Jahoda: Über Otto Bauers Rolle bei der Marienthal-Studie
in Robert Knight (geb. 1952): Interview mit Marie Jahoda (1907–2001) am 28. August 1985. Quelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Wien).
Und es war Otto Bauer, der im Gespräch mit Paul [Lazarsfeld] und mir uns gesagt hat, dass das [die Arbeitslosigkeit; Anm. R.M.] das wichtigste Problem ist, das zu untersuchen sei. Er hat uns sogar Marienthal als den Ort, wo die Untersuchung gemacht werden soll, vorgeschlagen. […] Marienthal – da gab es eine Fabrik, eine Textilfabrik für die Gesamtbevölkerung. Und diese Fabrik wurde im Jahr 1929 geschlossen. Mit dem Resultat, dass man eine total arbeitslose Gemeinde hatte – abgesehen vom Schullehrer und dem lokalen Kaufmann und dem Briefträger hat niemand Arbeit gehabt. Das war der eine Grund. Ich weiß nicht wie Otto Bauer auf den Ort gekommen ist. Aber für eine systematische Erforschung der Wirkung der Arbeitslosigkeit war das ideal. Und der zweite Vorteil war natürlich auch, dass man es von Wien relativ schnell erreichen konnte. Es war nicht einmal eine Stunde Bahnfahrt. […] Die Anregung kam von Otto Bauer.
2) Paul F. Lazarsfeld: Über Otto Bauers Rolle bei der Marienthal-Studie
in Paul F[elix] Lazarsfeld (1901–1976): An episode in the history of social research: a memoir, in: The intellectual migration Europe an America, 1930–1960. Edited by Donald Fleming and Bernard Bailyn. Cambridge, Mass.: The Belknap Press of Harvard University Press 1969, S. 270–337, hier S. 275, Fußnote 9.
For reasons I cannot remember, I was interested in doing a leisure-time study, and I discussed it with a leader of the Socialist Party, Otto Bauer. He considered it still to study leisure problems at a time of severe unemployment, and it was he who suggested the new topic, to which I shall return repeatedly in this essay.

Quelle: UNI Graz

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