Freitag, 17. April 2015

Wirtschaftsdemokratie – eine persönliche Meinung


Untertitel: Welche Grenzen und Chancen ich für eine

Wirtschaftsdemokratie sehe

Ein Artikel von Mag. Markus Gartner



Ich werde nun in aller Kürze eine persönliche Meinung zur Wirtschaftsdemokratie in essayistischer Art und Weise schreiben. Zunächst scheint es mir hierbei wichtig zu sein, dass ich die Grundlagen meiner Gesellschaftstheorie beschreibe und dann über Wirtschaftsdemokratie nachdenke.

Grundlegend für eine moderne Gesellschaft ist für mich der Diskurs. Unter Diskurs verstehe ich einen gesellschaftlichen, verbalen Prozess, der idealtypisch zu einem Konsens über gesellschaftliche Fragen führt. Es gibt dabei meines Erachtens sowohl geistige als auch materielle Voraussetzungen des Diskurses.
Zu den geistigen Voraussetzungen gehören für mich die Freiheit der Meinung und der Rede, die soziale und politische Gleichheit und ein solidarisches und tolerantes Verständnis von Gesellschaft.
Zu den materiellen Voraussetzungen gehören für mich genügend Essen, Trinken und Wohnraum für die Menschen. Sowohl die geistigen als auch die materiellen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Diskurse in der Gesellschaft funktionieren.

Zur Durchsetzung von diesen Voraussetzungen können in Rahmen von Diskursen Subsysteme der Gesellschaft geschaffen werden, in denen einzelne Diskursregeln außer Kraft gesetzt werden. Aufgrund der Kürze dieses Artikels will ich auf diese Diskursregeln nicht eingehen. Eine wichtige Diskursregel, die zum Verständnis des Folgenden mir notwendig erscheint, ist, dass Diskurse solange geführt werden müssen, bis ein Konsens erzielt wird.
 
Es braucht aber oft Regeln für gesellschaftsnotwendige Materien, bei denen nicht auf die Konsensfindung gewartet werden kann. Dafür wird das Subsystem „Politik“ geschaffen, das nach den Regeln der Demokratie funktioniert.
In demokratischen Entscheidungsfindungen genügen im Unterschied zu diskursiven Entscheidungsfindungen Mehrheitsbeschlüsse, die auf Kompromissen zwischen einzelnen Gruppen und Individuen beruhen – ein Konsens ist hierbei nicht notwendig. Güter und Dienstleistungen, die regelmäßig von den einzelnen Menschen benötigt werden, können auch von der in Diskursen notwendigen Konsensfindung ausgenommen werden, da sie die Menschen meist dringend benötigen und so nicht immer auf die Konsensfindung gewartet werden kann. Außerdem handelt es sich dabei oft um individuelle Fragen, die einen gesellschaftlichen Diskurs eigentlich gar nicht bedürfen.


Zur Herausnehmung von Gütern und Dienstleistungen aus der Konsensfindung wird das Subsystem „Wirtschaft“ geschaffen. Dieses funktioniert nach den Regeln des Marktes – vereinfacht gesagt also nach den Regeln von „Angebot“ und „Nachfrage“. Für die Bewertung von Gütern und Dienstleistungen und die Erstellung von Budgets der öffentlichen Hand benötigt man eine allgemeingültige Messeinheit.

Diese Messeinheit nennt man Geld. Das dahinter stehende Subsystem nennt man „Finanz- und Geldwesen“. Da es für alle anderen Subsysteme eine Werteinheit entwickelt, ist es sehr kompliziert die Regeln für dieses Subsystem festzulegen. Ich werde dies daher auch jetzt nicht tun.
Ich möchte nur festhalten, dass dieses Subsystem weder zu 100% nach den Regeln der Politik noch zu 100% nach den Regeln der Wirtschaft funktionieren kann.

Aufgrund des bis jetzt Geschriebenen werde ich kurz meine Meinung zu einer Wirtschaftsdemokratie kundtun. Für mich sind demokratische Elemente in der Wirtschaft nur zulässig, solange nicht die Regeln des Marktes außer Kraft gesetzt werden, da der Markt am Besten auf individuelle Bedürfnisse reagieren kann. Unter dieser Voraussetzung würde ich demokratische Elemente in der Wirtschaft sogar begrüßen, da ich der Meinung bin, dass so der Einzelne im Betrieb auch in der Organisation mitreden kann und so auch im Alltag die Möglichkeit zur Diskussion und teilweise sogar zum Diskurs besteht.
So können Diskussionen und Diskurse im Alltag eingeübt werden.

Ich bin der Meinung, dass die ArbeitnehmerInnen in den Betrieben mindestens genauso viel Macht haben sollten wie die ArbeitgeberInnen, da sie die Mehrheit sind und daher folglich besser wissen was am Markt benötigt wird. Demokratie halte ich daher in den einzelnen Betrieben für sinnvoll.
In der gesamten Wirtschaft würde sie aber meiner Meinung nach die Prinzipien des Marktes außer Kraft setzen, da sie im Unterschied zum Markt in erster Linie auf Kompromissen und Mehrheitsentscheidungen beruht. Schließlich bin ich der Meinung, dass die Wirtschaft eines von vielen gleichberechtigten Subsystemen der Gesellschaft ist und daher nicht dominant sein soll.
Es ist letztlich eine diskursive Gesellschaft und keine Marktgesellschaft anzustreben.
  

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