Dienstag, 21. Mai 2019

Die Verwerfungen des neoliberalen Kapitalismus

Aus dem Jahre 2009 / 2012; in der Zwischenzeit ist es noch schlimmer geworden.
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Teil #1 - Die Verwerfungen des neoliberalen Kapitalismus
              von
Willy Spieler
              RESOS;
Gartenhofstrasse 7; 8004 Zürich
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Am WEF (World Economic Forum) 1996 in Davos hat Hans Tietmeyer, der damalige Präsident der Deutschen Bundesbank, den anwesenden Regierenden in aller Welt zugerufen: "Von nun an stehen Sie unter der Kontrolle und Herrschaft der Finanzmärkte!"
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Jean Ziegler berichtet von lang anhaltendem Beifall der Staatsmänner und Staatsfrauen... Sie hatten sich nicht nur selbst entmachtet, sie waren mit der Kapitulation der Politik vor dem globalen und totalen Markt auch das grösste Systemrisiko eingegangen, wie sich heute zeigt.
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Auch Gerhard Schwarz, Wirtschaftsredaktor der NZZ, schwärmte damals vom internationalen Kapital, das rund um den Erdball auf die Suche nach dem ‚besten Wirt’ geht, das weltweit vergleicht und evaluiert und das gerade aus seiner Heimatlosigkeit Effizienz und Schnelligkeit schöpft. In der Folge wurden täglich 2 Billionen Dollar mit Lichtge-schwindigkeit um den Erdkreis verschoben. Davon bedienten gerade mal 5 Prozent die Realwirtschaft.
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Die Finanzblase musste früher oder später platzen. Anlass war die Insolvenz von Lehman Brothers am 15. September 2007, Ursache die Subprimekrise in den USA, die wiederum dadurch zustande kam, dass die schwindenden Einkommen durch billige Kredite kompensiert wurden. Das Vertrauen war dahin, auch zwischen den Banken. Regierungen und Notenbanken pumpten Billionen in die Finanzmärkte. Eine zynische Finanzelite dankte es dem Steuerzahler, indem sie mit seinem billigen Geld umging, als ob nichts gewesen wäre.
DER SPIEGEL schrieb im November 2009: Die alte Gier ist wieder da und die alte Hybris auch. Das Magazin zitierte den Chef von Goldman Sachs (Lloyd Blankfein): "Ich bin bloss ein Banker, der Gottes Werk verrichtet."
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Inzwischen haben wir eine Wirtschafts- und Verschuldenskrise. Die Europäische Zentralbank überschwemmt die Banken mit einer Billion Euro zu einem Zinssatz von einem Prozent während drei Jahren. Die Problemländer müssen sich bei diesen Banken zu 7, 8 und mehr Prozent verschulden.
Über die Bonität von Staaten und Banken entscheiden nicht die Völker, sondern die Ratingagenturen.
Was mit Griechenland passiert, was insbesondere mit den Armen in diesem Land passiert, schreit zum Himmel.
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Natürlich hatte die Finanzkrise auch die Hungerkrise verschärft. Im Oktober 2009 überschritt die Zahl der Hungernden erstmals die Milliardengrenze. Die Finanzkrise wurde auch gegen die Umweltkrise ausgespielt. Wir sitzen jedoch gegenüber der Natur nicht weniger auf faulen Krediten.
Wenn wir mehr Rohstoffe und mehr Klima in Anspruch nehmen, als die Natur hergibt, dann zerstören wir unsere eigenen Lebensgrundlagen und mehr noch diejenigen der nachfolgenden Generationen. Wäre die Natur eine Bank, die Staaten hätten sie schon längst gerettet.
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Peer Steinbrück hat am Ende seiner Amtszeit als Finanzminister gefragt: "Ist dieses System eigentlich das, was uns die Gesellschaft noch zusammenhält, oder fliegt uns das Ganze auseinander?"
Den Bankern hat der Genosse Raubein gesagt: "Wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen die Autos angezündet werden, dann müssen Sie auf das Gemeinwohl achten." (SPIEGEL, 23.11.09)
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Die Frage ist, warum die Banker das nicht tun, warum sie so verstockt sind wie der Goldman Sachs-Chef, der sich im Einklang mit dem Willen Gottes wähnt.
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Teil
#2 - Die Ideologie des Neoliberalismus

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