2. Selbstbild der SJ
Jedes Tier hat seinen Beschützer, das sind die Tierschutzvereine, die dafür sorgen, dass das Pferd nicht unnötigerweise vom Kutscher geschlagen wird; die Vögel haben ihre Beschützer, die dafür sorgen, dass sie im Winter ihr Futter finden; und existiert für den Lehrling etwa ein Verein, der dafür sorgt, dass er nicht unmenschlich behandelt wird? Nein! (Gründungsflugblatt der SJ aus dem Jahr 1894)
Seit nunmehr120 Jahren gibt es die Sozialistische Jugend. Hervorgegangen aus Bücherskorpion und Jugendbund gründete sich am 4. November 1894 der Verein Jugendlicher Arbeiter.
200 Lehrlinge fanden sich damals zusammen, um eine Vereinigung für sich selbst zu gründen, in der und mit der sie ihre Interessen erkämpfen können.
12, 14 oder 16 Stunden-Arbeits-Tag sechs Tage in der Woche waren um die Jahrhundertwende genauso das Los von Lehrlingen wie der Schulbesuch am Sonntag, für den sie auch noch bezahlen mussten, oder das Züchtigungsrecht des Meisters.
Bereits in der Gründungszeit ging es innerhalb des Vereins Jugendlicher Arbeiter zum einen um die Verbesserung ihrer eigenen Lebenssituation im vorherrschenden System. Darüber hinaus wurde aber auf Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus erkannt, dass die Verbesserung einzelner Lebensbereiche innerhalb des Kapitalismus zu erreichen sind, die Befreiung und die Beseitigung der Ausbeutung von Menschen durch Menschen jedoch nur in der Überwindung des Kapitalismus zu schaffen ist.
Wir sehen als Sozialistische Jugend das Vorwort von Rosa Luxemburg in der Schrift „Sozialreform oder Revolution“, als die geeignetste Form an, diese Aufgabe zu beschreiben, indem sie festhielt:
„Kann denn die Sozialdemokratie gegen die Sozialreform sein? Oder kann sie die soziale Revolution, die Umwälzung der bestehenden Ordnung, die ihr Endziel bildet, der Sozialreform entgegenstellen?
Allerdings nicht.
Für die Sozialdemokratie bildet der alltägliche praktische Kampf um soziale Reformen, um die Besserung der Lage des arbeitenden Volkes noch auf dem Boden des Bestehenden, um die demokratischen Einrichtungen vielmehr den einzigen Weg, den proletarischen Klassenkampf zu leiten und auf das Endziel, auf die Ergreifung der politischen Macht und Aufhebung des Lohnsystems hinzuarbeiten. Für die Sozialdemokratie besteht zwischen der Sozialreform und der sozialen Revolution ein unzertrennlicher Zusammenhang, indem ihr der Kampf um die Sozialreform das Mittel, die soziale Umwälzung aber der Zweck ist.“
In dieser Tradition steht die Sozialistische Jugend auch 120 Jahre nach ihrer Gründung. Wir bekennen uns zur Verbesserung der Lebenssituation durch unsere aktive Arbeit innerhalb des kapitalistischen Systems und verwehren uns gegen jegliche Theorie, dass es den Menschen schlechter gehen muss, damit sie für den Sozialismus gewinnbar sind. Gleichzeitig sehen wir aber heute wie damals unser Ziel in einer klassenlosen Gesellschaft, in der Ausbeutung und Unterdrückung beseitigt, die Kontrolle über die Produktion in den Händen der ArbeiterInnen liegt und somit der Kapitalismus durch den Sozialismus ersetzt wird.
Als Sozialistische Jugend sind wir uns aber auch dessen bewusst, dass die Überwindung des vorherrschenden Systems auf nationaler Ebene nicht durchführbar ist. Der Sozialismus wird international sein, oder er wird nicht sein. Aus diesem Grund engagieren wir uns auch intensiv auf internationaler Ebene in sozialistischen, sozialdemokratischen und globalisierungskritischen Bewegungen. Nur eine internationale ArbeiterInnenbewegung kann uns unserem Ziel einer klassenlosen Gesellschaft näher bringen. Nur die internationale ArbeiterInnenbewegung hat die Kraft und die Programmatik zur Überwindung des Kapitalismus.
Die Sozialistische Jugend ist eine antikapitalistische, antimilitaristische, antifaschistische, antisexistische und internationalistische Organisation, die neben dem Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital auch den Widerspruch der Geschlechter erkennt und die Gleichstellung von Frauen nicht als Nebenwiderspruch betrachtet. Unser Ziel ist die völlige Gleichstellung von Mann und Frau.
Aus diesen Überlegungen ergibt sich auch unser Organisationsverständnis. Nur wenn wir die Menschen in Schule, Uni, Wohnort und Betrieb organisieren, werden wir die Veränderung unserer Gesellschaft erreichen können. Deshalb ist die Sozialistische Jugend eine Mitgliederorganisation, die auf demokratischer Basis innerhalb von Strukturen und Gremien ihre tagtägliche Arbeit leistet. Wer glaubt, jenseits von Mitgliedschaft und Organisierung die Gesellschaft zu verändern, hat erstens die Lehren der Geschichte nicht verstanden und ist zumindest unfreiwillig Handlager der Bürgerlichen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir auf diese Menschen verzichten können und wollen, sondern es ist vielmehr unsere Aufgabe sie von der Notwendigkeit des sich Organisierens und somit vom Beitritt und von der Mitarbeit in der Sozialistischen Jugend zu überzeugen. Wir sind als Sozialistische Jugend Teil der ArbeiterInnenbewegung und als solcher stehen wir in der Tradition des Klassenkampfes. Dieser kann nur auf Grundlage von Strukturen erfolgreich sein.
Als Teil der ArbeiterInnenbewegung haben wir ein Naheverhältnis zu Gewerkschaft und und Sozialdemokratie. Wir wissen, dass wir im Moment bei diesen beiden Organisationen eine seit Jahrzehnten stattfindende Verbürgerlichung und FunktionärInnen, die mit dem System Frieden geschlossen haben, feststellen können. Wir wissen, dass ohne die Kraft der ArbeiterInnenbewegung eine Umwälzung nicht stattfinden wird. Trotz aller Kritik an Gewerkschaft und Sozialdemokratie sind sie in Österreich nach wie vor die Organisationen in denen die Massen der progressiven ArbeiterInnen organisiert sind, und somit in der Lage, die Gesellschaft zu verändern.
Die Kraft der organisierten ArbeiterInnen kann sich jedoch nur entfalten, wenn der politische Einfluss der KlassenversöhnerInnen in der ArbeiterInnenbewegung gebrochen wird. Die SJ sieht ihre Aufgabe darin, gemeinsam mit kämpferischen Teilen der ArbeiterInnenbewegung dafür zu kämpfen, dass Sozialdemokratie und Gewerkschaften wieder der Klasse gehören, von der sie in jahrzehntelangen, bitteren Kämpfen aufgebaut worden sind.
Erst auf der Grundlage eines sozialistischen Programms ist die ArbeiterInnenklasse in der Lage, den Kampf für eine Umwälzung der Gesellschaft erfolgreich führen zu können.
Eine Forderung die den heutigen Bedingungen entspricht, ist die Forderung nach einer ArbeiterInnenregierung, einer SPÖ-Alleinregierung, die ohne Verpflichtungen an bürgerliche Koalitionspartner, eine wirklich sozialistische Politik durchführen kann. Eine solche SPÖ-Regierung muss sich jedoch, um dem Druck des Kapitals und des Beamtenapparats standzuhalten auf eine permanente Mobilisierung der ArbeiterInnen stützen.
Diese Mobilisierung erfolgt über demokratische, österreichweit vernetzte Betriebsratskörperschaften.
Neben der klassischen ArbeiterInnenbewegung arbeiten wir punktuell aber nicht von vornherein auch mit diversen sozialen Bewegungen und fortschrittlichen Gruppierungen und Organisationen zusammen, auch wenn diese nicht eine Überwindung des kapitalistischen Systems anstreben. Nachdem wir uns als Sozialistische Jugend auch zu Verbesserungen innerhalb des Kapitalismus bekennen, sehen wir in einer punktuellen Zusammenarbeit mit diesen Gruppierungen kein Abweichen von unseren eigenen Zielvorstellungen.
Wir sind Sozialistinnen und Sozialisten. Unsere Überlegungen basieren auf Grundlage des Marxismus. Als Jugendliche stehen wir in der Tradition unserer ArbeiterInnenbewegung und bekennen uns dazu, dass die Befreiung der ArbeiterInnen nur das Werk der ArbeiterInnen selbst sein kann. Auch wenn wir innerhalb des kapitalistischen Systems nach Verbesserungen streben, wollen wir aber gleichzeitig nicht der Arzt am Krankenbett des Kapitalismus sein, sondern dessen Totengräber.
Heute wie damals gibt es eine Vielzahl von Menschen, leider nicht nur deren ProfiteurInnen, die den Kapitalismus mit Zähen und Klauen verteidigen, und uns erklären, dass unsere Vorstellungen, dass der Marxismus, auf einer utopischen Gedankenwelt aufgebaut sind. Wir begegnen diesen Menschen mit den Worten Otto Bauers:
„Die geschichtliche Bedeutung des Werkes von Karl Marx besteht darin, dass er den Sozialismus aus diesem Traumzustand (der Utopie) herausgehoben hat und den Nachweis erbrachte, dass in der Gesellschaft durch den Kapitalismus Tendenzen wirksam werden, die zu seiner eigenen Überwindung führen und den Sozialismus ermöglichen."
Als Sozialistische Jugend streben wir in unserem eigenen Interesse und im Interesse aller Werktätigen und arbeitssuchenden Menschen dieser Welt den demokratischen Sozialismus an. Jenen, die uns dabei als Utopisten bezeichnen, widmen wir aus unserer Broschüre „Warum sind wir SozialistInnen“ von Josef Hindels einen kurzen Auszug, der gleichzeitig die Grundlage dafür ist, warum wir SozialistInnen sind:
"Es gibt kaum einen großen Fortschritt auf wissenschaftlichem und technischem Gebiet, der nicht lange bevor er Wirklichkeit wurde von TräumerInnen, von UtopistInnen vorausgesagt wurde. Die Phantasie hat schon oft eine fortschrittliche Rolle in der Geschichte gespielt. Die konservativen SpießbürgerInnen haben gelacht und gehöhnt, wenn davon die Rede war, dass die Menschen fliegen, den Boden des Meeres erforschen, oder in die Tiefe des Erdballs eindringen werden."
Aber die Entwicklung hat nicht den konservativen SpießbürgerInnen, sondern den scheinbar weltfremden UtopistInnen und ihren Phantasien Recht gegeben. Heute wagen es die konservativen SpießbürgerInnen kaum mehr, den weiteren wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, zum Beispiel im Bereich der Weltraumfahrt, zu bezweifeln. Wer einen Flug zu einem anderen Planeten voraussagt, gilt nicht mehr als verrückt.
Aber dass die Menschen auf dieser Erde eine Gesellschaftsordnung verwirklichen, die den Träumen der UrchristInnen und utopischen SozialistInnen nahe kommt, eine Gemeinschaft, wo es keine Ausbeutung, keine Unterdrückung, keine Klassen mit gegensätzlichen Interessen gibt - das wird noch immer als "unmöglich" bezeichnet, weil angeblich die menschliche Natur nicht geändert werden kann, weil es arm und reich, oben und unten "immer" gegeben hat und "immer" geben muss."
In der Auseinandersetzung mit dieser konservativen Geisteshaltung ergibt sich die erste Antwort auf die Frage: Warum sind wir SozialistInnen?
Wir sind SozialistInnen, weil wir nicht nur den wissenschaftlich-technischen, sondern auch den gesellschaftlichen Fortschritt für möglich halten:
Wenn die Menschen es fertig gebracht haben, Raketen, Raumschiffe und Computer zu konstruieren, dann sind sie auch imstande, eine neue Gesellschaft zu verwirklichen, in der alle die gleichen Chancen haben, in der es keine Klassenunterschiede gibt.
Wir sind SozialistInnen, weil uns das Argument, dass etwas "immer" so war und daher auch "immer" so bleiben muss, nicht überzeugt.
SozialistIn sein bedeutet: den menschlichen Fortschritt auch im gesellschaftlichen Bereich zu bejahen.
Wir sind SozialistInnen, weil wir an eine unveränderliche Natur des Menschen nicht glauben, sondern überzeugt sind, dass menschliche Eigenschaften weitgehend von den Umwelteinflüssen, vom sozialen Milieu abhängen.“
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Anlässlich des 110-jährigen Bestehens der Sozialistischen Jugend hatte die SJ in einem eineinhalbjährigen breiten Diskussionsprozess ein neues Grundsatzprogramm ausgearbeitet und am 30. Oktober 2004 im Zuge des 3-tägigen Verbandstages beschlossen.
Seit nunmehr120 Jahren gibt es die Sozialistische Jugend. Hervorgegangen aus Bücherskorpion und Jugendbund gründete sich am 4. November 1894 der Verein Jugendlicher Arbeiter.
200 Lehrlinge fanden sich damals zusammen, um eine Vereinigung für sich selbst zu gründen, in der und mit der sie ihre Interessen erkämpfen können.
12, 14 oder 16 Stunden-Arbeits-Tag sechs Tage in der Woche waren um die Jahrhundertwende genauso das Los von Lehrlingen wie der Schulbesuch am Sonntag, für den sie auch noch bezahlen mussten, oder das Züchtigungsrecht des Meisters.
Bereits in der Gründungszeit ging es innerhalb des Vereins Jugendlicher Arbeiter zum einen um die Verbesserung ihrer eigenen Lebenssituation im vorherrschenden System. Darüber hinaus wurde aber auf Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus erkannt, dass die Verbesserung einzelner Lebensbereiche innerhalb des Kapitalismus zu erreichen sind, die Befreiung und die Beseitigung der Ausbeutung von Menschen durch Menschen jedoch nur in der Überwindung des Kapitalismus zu schaffen ist.
Wir sehen als Sozialistische Jugend das Vorwort von Rosa Luxemburg in der Schrift „Sozialreform oder Revolution“, als die geeignetste Form an, diese Aufgabe zu beschreiben, indem sie festhielt:
„Kann denn die Sozialdemokratie gegen die Sozialreform sein? Oder kann sie die soziale Revolution, die Umwälzung der bestehenden Ordnung, die ihr Endziel bildet, der Sozialreform entgegenstellen?
Allerdings nicht.
Für die Sozialdemokratie bildet der alltägliche praktische Kampf um soziale Reformen, um die Besserung der Lage des arbeitenden Volkes noch auf dem Boden des Bestehenden, um die demokratischen Einrichtungen vielmehr den einzigen Weg, den proletarischen Klassenkampf zu leiten und auf das Endziel, auf die Ergreifung der politischen Macht und Aufhebung des Lohnsystems hinzuarbeiten. Für die Sozialdemokratie besteht zwischen der Sozialreform und der sozialen Revolution ein unzertrennlicher Zusammenhang, indem ihr der Kampf um die Sozialreform das Mittel, die soziale Umwälzung aber der Zweck ist.“
In dieser Tradition steht die Sozialistische Jugend auch 120 Jahre nach ihrer Gründung. Wir bekennen uns zur Verbesserung der Lebenssituation durch unsere aktive Arbeit innerhalb des kapitalistischen Systems und verwehren uns gegen jegliche Theorie, dass es den Menschen schlechter gehen muss, damit sie für den Sozialismus gewinnbar sind. Gleichzeitig sehen wir aber heute wie damals unser Ziel in einer klassenlosen Gesellschaft, in der Ausbeutung und Unterdrückung beseitigt, die Kontrolle über die Produktion in den Händen der ArbeiterInnen liegt und somit der Kapitalismus durch den Sozialismus ersetzt wird.
Als Sozialistische Jugend sind wir uns aber auch dessen bewusst, dass die Überwindung des vorherrschenden Systems auf nationaler Ebene nicht durchführbar ist. Der Sozialismus wird international sein, oder er wird nicht sein. Aus diesem Grund engagieren wir uns auch intensiv auf internationaler Ebene in sozialistischen, sozialdemokratischen und globalisierungskritischen Bewegungen. Nur eine internationale ArbeiterInnenbewegung kann uns unserem Ziel einer klassenlosen Gesellschaft näher bringen. Nur die internationale ArbeiterInnenbewegung hat die Kraft und die Programmatik zur Überwindung des Kapitalismus.
Die Sozialistische Jugend ist eine antikapitalistische, antimilitaristische, antifaschistische, antisexistische und internationalistische Organisation, die neben dem Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital auch den Widerspruch der Geschlechter erkennt und die Gleichstellung von Frauen nicht als Nebenwiderspruch betrachtet. Unser Ziel ist die völlige Gleichstellung von Mann und Frau.
Aus diesen Überlegungen ergibt sich auch unser Organisationsverständnis. Nur wenn wir die Menschen in Schule, Uni, Wohnort und Betrieb organisieren, werden wir die Veränderung unserer Gesellschaft erreichen können. Deshalb ist die Sozialistische Jugend eine Mitgliederorganisation, die auf demokratischer Basis innerhalb von Strukturen und Gremien ihre tagtägliche Arbeit leistet. Wer glaubt, jenseits von Mitgliedschaft und Organisierung die Gesellschaft zu verändern, hat erstens die Lehren der Geschichte nicht verstanden und ist zumindest unfreiwillig Handlager der Bürgerlichen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir auf diese Menschen verzichten können und wollen, sondern es ist vielmehr unsere Aufgabe sie von der Notwendigkeit des sich Organisierens und somit vom Beitritt und von der Mitarbeit in der Sozialistischen Jugend zu überzeugen. Wir sind als Sozialistische Jugend Teil der ArbeiterInnenbewegung und als solcher stehen wir in der Tradition des Klassenkampfes. Dieser kann nur auf Grundlage von Strukturen erfolgreich sein.
Als Teil der ArbeiterInnenbewegung haben wir ein Naheverhältnis zu Gewerkschaft und und Sozialdemokratie. Wir wissen, dass wir im Moment bei diesen beiden Organisationen eine seit Jahrzehnten stattfindende Verbürgerlichung und FunktionärInnen, die mit dem System Frieden geschlossen haben, feststellen können. Wir wissen, dass ohne die Kraft der ArbeiterInnenbewegung eine Umwälzung nicht stattfinden wird. Trotz aller Kritik an Gewerkschaft und Sozialdemokratie sind sie in Österreich nach wie vor die Organisationen in denen die Massen der progressiven ArbeiterInnen organisiert sind, und somit in der Lage, die Gesellschaft zu verändern.
Die Kraft der organisierten ArbeiterInnen kann sich jedoch nur entfalten, wenn der politische Einfluss der KlassenversöhnerInnen in der ArbeiterInnenbewegung gebrochen wird. Die SJ sieht ihre Aufgabe darin, gemeinsam mit kämpferischen Teilen der ArbeiterInnenbewegung dafür zu kämpfen, dass Sozialdemokratie und Gewerkschaften wieder der Klasse gehören, von der sie in jahrzehntelangen, bitteren Kämpfen aufgebaut worden sind.
Erst auf der Grundlage eines sozialistischen Programms ist die ArbeiterInnenklasse in der Lage, den Kampf für eine Umwälzung der Gesellschaft erfolgreich führen zu können.
Eine Forderung die den heutigen Bedingungen entspricht, ist die Forderung nach einer ArbeiterInnenregierung, einer SPÖ-Alleinregierung, die ohne Verpflichtungen an bürgerliche Koalitionspartner, eine wirklich sozialistische Politik durchführen kann. Eine solche SPÖ-Regierung muss sich jedoch, um dem Druck des Kapitals und des Beamtenapparats standzuhalten auf eine permanente Mobilisierung der ArbeiterInnen stützen.
Diese Mobilisierung erfolgt über demokratische, österreichweit vernetzte Betriebsratskörperschaften.
Neben der klassischen ArbeiterInnenbewegung arbeiten wir punktuell aber nicht von vornherein auch mit diversen sozialen Bewegungen und fortschrittlichen Gruppierungen und Organisationen zusammen, auch wenn diese nicht eine Überwindung des kapitalistischen Systems anstreben. Nachdem wir uns als Sozialistische Jugend auch zu Verbesserungen innerhalb des Kapitalismus bekennen, sehen wir in einer punktuellen Zusammenarbeit mit diesen Gruppierungen kein Abweichen von unseren eigenen Zielvorstellungen.
Wir sind Sozialistinnen und Sozialisten. Unsere Überlegungen basieren auf Grundlage des Marxismus. Als Jugendliche stehen wir in der Tradition unserer ArbeiterInnenbewegung und bekennen uns dazu, dass die Befreiung der ArbeiterInnen nur das Werk der ArbeiterInnen selbst sein kann. Auch wenn wir innerhalb des kapitalistischen Systems nach Verbesserungen streben, wollen wir aber gleichzeitig nicht der Arzt am Krankenbett des Kapitalismus sein, sondern dessen Totengräber.
Heute wie damals gibt es eine Vielzahl von Menschen, leider nicht nur deren ProfiteurInnen, die den Kapitalismus mit Zähen und Klauen verteidigen, und uns erklären, dass unsere Vorstellungen, dass der Marxismus, auf einer utopischen Gedankenwelt aufgebaut sind. Wir begegnen diesen Menschen mit den Worten Otto Bauers:
„Die geschichtliche Bedeutung des Werkes von Karl Marx besteht darin, dass er den Sozialismus aus diesem Traumzustand (der Utopie) herausgehoben hat und den Nachweis erbrachte, dass in der Gesellschaft durch den Kapitalismus Tendenzen wirksam werden, die zu seiner eigenen Überwindung führen und den Sozialismus ermöglichen."
Als Sozialistische Jugend streben wir in unserem eigenen Interesse und im Interesse aller Werktätigen und arbeitssuchenden Menschen dieser Welt den demokratischen Sozialismus an. Jenen, die uns dabei als Utopisten bezeichnen, widmen wir aus unserer Broschüre „Warum sind wir SozialistInnen“ von Josef Hindels einen kurzen Auszug, der gleichzeitig die Grundlage dafür ist, warum wir SozialistInnen sind:
"Es gibt kaum einen großen Fortschritt auf wissenschaftlichem und technischem Gebiet, der nicht lange bevor er Wirklichkeit wurde von TräumerInnen, von UtopistInnen vorausgesagt wurde. Die Phantasie hat schon oft eine fortschrittliche Rolle in der Geschichte gespielt. Die konservativen SpießbürgerInnen haben gelacht und gehöhnt, wenn davon die Rede war, dass die Menschen fliegen, den Boden des Meeres erforschen, oder in die Tiefe des Erdballs eindringen werden."
Aber die Entwicklung hat nicht den konservativen SpießbürgerInnen, sondern den scheinbar weltfremden UtopistInnen und ihren Phantasien Recht gegeben. Heute wagen es die konservativen SpießbürgerInnen kaum mehr, den weiteren wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, zum Beispiel im Bereich der Weltraumfahrt, zu bezweifeln. Wer einen Flug zu einem anderen Planeten voraussagt, gilt nicht mehr als verrückt.
Aber dass die Menschen auf dieser Erde eine Gesellschaftsordnung verwirklichen, die den Träumen der UrchristInnen und utopischen SozialistInnen nahe kommt, eine Gemeinschaft, wo es keine Ausbeutung, keine Unterdrückung, keine Klassen mit gegensätzlichen Interessen gibt - das wird noch immer als "unmöglich" bezeichnet, weil angeblich die menschliche Natur nicht geändert werden kann, weil es arm und reich, oben und unten "immer" gegeben hat und "immer" geben muss."
In der Auseinandersetzung mit dieser konservativen Geisteshaltung ergibt sich die erste Antwort auf die Frage: Warum sind wir SozialistInnen?
Wir sind SozialistInnen, weil wir nicht nur den wissenschaftlich-technischen, sondern auch den gesellschaftlichen Fortschritt für möglich halten:
Wenn die Menschen es fertig gebracht haben, Raketen, Raumschiffe und Computer zu konstruieren, dann sind sie auch imstande, eine neue Gesellschaft zu verwirklichen, in der alle die gleichen Chancen haben, in der es keine Klassenunterschiede gibt.
Wir sind SozialistInnen, weil uns das Argument, dass etwas "immer" so war und daher auch "immer" so bleiben muss, nicht überzeugt.
SozialistIn sein bedeutet: den menschlichen Fortschritt auch im gesellschaftlichen Bereich zu bejahen.
Wir sind SozialistInnen, weil wir an eine unveränderliche Natur des Menschen nicht glauben, sondern überzeugt sind, dass menschliche Eigenschaften weitgehend von den Umwelteinflüssen, vom sozialen Milieu abhängen.“
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Anlässlich des 110-jährigen Bestehens der Sozialistischen Jugend hatte die SJ in einem eineinhalbjährigen breiten Diskussionsprozess ein neues Grundsatzprogramm ausgearbeitet und am 30. Oktober 2004 im Zuge des 3-tägigen Verbandstages beschlossen.
Zusammenfassung des Grundsatzprogramms der SJ Österreichs
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