Donnerstag, 2. April 2015

YANIS VAROUFAKIS - #8 - Was sollten MarxistInnen tun?

Braucht es eine Austro-Syriza?

... interessant und nicht bloß eine Leseempfehlung, das ist eine Leseverpflichtung!

1 - Rettet den Kapitalismus!

2 - Unberechenbar im eigenen Marxismus
3 - Marx’ bemerkenswerte Analyse
4 - Die Freiheit der Neoliberalen
5 - Warum ein unorthodoxer Marxist?
6 - Die Erkenntnis von Keynes
7 - Die Lektion von Margaret Thatcher
8 - Was sollten MarxistInnen tun?
9 - Bündnisse mit dem Teufel
10 - Der pragmatische Marxist


Europas Eliten verhalten sich heute so, als ob sie weder die heutige Krise verstünden, die sie verantworten, noch deren Konsequenz für sich selbst, geschweige denn für die europäische Zivilisation.
Urtümlich primitiv, entscheiden sie, die schwindenden Reserven der Schwachen und der Beraubten zu plündern, um die klaffenden Lücken im Finanzsektor zu stopfen, und sie weigern sich, die Unmöglichkeit der Aufgabe anzuerkennen.


Aber obwohl Europas Eliten die Augen verschliessen und sich in Auflösung befinden, muss die Linke eingestehen, dass sie schlicht nicht bereit ist, jenen Graben, der sich durch den Kollaps des europäischen Kapitalismus auftun würde, mit einem funktionierenden sozialistischen System zu überbrücken.

Deshalb sollte unsere Aufgabe in zweierlei bestehen:
erstens, eine Analyse der gegenwärtigen Situation zu liefern, die auch NichtmarxistInnen, wohlmeinende EuropäerInnen, die vom Sirenengesang des Neoliberalismus verführt wurden, hilfreich finden. Zweitens, dieser vernünftigen Analyse Vorschläge folgen zu lassen, um Europa zu stabilisieren – damit die Spirale des Niedergangs gestoppt werden kann, der letztlich nur die Bigotten stärkt.


Das haben wir mit dem «Bescheidenen Vorschlag» *) zu tun versucht. Wenn wir ein unterschiedliches Publikum von radikalen Aktivistinnen bis Hedgefondsmanagern ansprechen, dann steht dahinter die Idee, strategische Allianzen sogar mit Rechten zu schmieden, mit denen wir ein einfaches Interesse teilen: das Interesse, die negative Rückkoppelung zwischen Austerität und Krise, zwischen bankrotten Staaten und zerbrochenen Rücken zu beenden.
Eine Rückkoppelung, die sowohl den Kapitalismus wie jedes progressive Programm untergräbt, das ihn ersetzen will.

So verteidige ich meine Versuche, für die Sache des «Bescheidenen Vorschlags» Leute von Bloomberg oder von der «New York Times», britische Tory-ParlamentarierInnen und Financiers zu gewinnen, die über den prekären Zustand Europas besorgt sind.


Lassen Sie mich mit zwei Bekenntnissen enden.
Erstens: Obwohl ich gerne bereit bin, ein gemäßigtes Programm zur Stabilisierung eines Systems, das ich kritisiere, als wirklich radikal zu verteidigen, gebe ich doch nicht vor, davon begeistert zu sein. Es mag wohl das sein, was wir unter den gegebenen Umständen tun müssen, aber ich bin traurig darüber, dass ich vermutlich nicht mehr hier sein werde, wenn ein radikaleres Programm zur Debatte steht.


Mein zweites Geständnis ist sehr persönlich ... 




*) Bescheidener Vorschlag siehe unter


http://bilgungwissen.blogspot.com/2015/02/yanis-varoufakis-bescheidener-vorschlag.html

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