Sonntag, 15. April 2012

Fakten zum Salafismus in Deutschland

Die radikalen Islamisten wollten am 14.4. die heilige Schrift des Islam in 38 Städten gratis verteilen. Insgesamt wollen die Salafisten unter der Überschrift "Lies!" etwa 25 Millionen Koran-Exemplare verschenken.
Laut Verfassungsschutz soll das Netzwerk "Die wahre Religion" um den radikalen Prediger Ibrahim Abou Nagie hinter der Koran-Verteilung stecken.

Claudia Schmid, die Chefin des Berliner Verfassungsschutzes zu der Tageszeitung "B.Z." (Samstag).
"Ziel dieser Kampagne ist, Interessierte in Kontakt mit der salafistischen Szene zu bringen und sie im Sinne ihrer politisch-extremistischen Ideologie zu beeinflussen."


Die Salafisten gelten in Deutschland als besonders gefährliche islamistische Strömung. Der Salafismus ist nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes ein Sammelbecken für gewaltbereite Islamisten und hat in Deutschland rund 2500 Anhänger.

Salafisten vertreten einen rückwärtsgewandten Ur-Islam und lehnen jede theologische Modernisierung ab. Sie vertreten diskriminierende Positionen gegenFrauen und bestehen auf deren Vollverschleierung. Als Rechtsordnung hat für sie nur die Scharia Gültigkeit (damit bewegen sie sich ausserhalb der demokratischen Gesetzgebung).

Die terroristische Sauerland-Gruppe etwa stand unter salafistischem Einfluss. Fast alle Islamisten aus Deutschland oder in Deutschland, die den Dschihad befürworten oder sich ihm angeschlossen haben, sind nach Erkenntnissen der Verfassungsschutzbehörden mit dem Salafismus in Berührung gekommen.

Salafisten wollen eine Gesellschaft nach Regeln der islamischen Rechtsordnung Scharia. Zu denbekanntesten Vertretern hierzulande gehört Pierre Vogel, ein deutscher Konvertit. Der radikal-islamische Verein "Einladung zum Paradies" hat sich in Mönchengladbach aber aufgelöst.

Solingen gilt als weiteres Zentrum der Salafisten. Von dort kommen die beiden Terrorverdächtigen, die in London vor Gericht landeten.

Die salafistische Propaganda richtet sich an junge Muslime in einer schwierigen Lebenssituation und an junge Nicht-Muslime mit dem Ziel, sie zur salafistischen Strömung des Islam zu bekehren.


Quelle: rp-online



Der Verfassungsschutz sagt dazu:

Inhalte und Ziele salafistischer Ideologie

Der Salafismus gilt sowohl in Deutschland wie auch auf internationaler Ebene als die zurzeit dynamischste islamistische Bewegung.

Unter dem Oberbegriff Salafismus versteht man eine vom Wahhabismus geprägte islamistische Ideologie, die sich an den Vorstellungen der ersten Muslime und der islamischen Frühzeit orientiert.
Der Wahhabismus ist eine auf Muhammad Ibn Abdalwahhab (1703-1792) zurückgehende und in Zentralarabien (Najd) entstandene Lehre. Er orientiert sich weitgehend an der hanbalitischen Rechtsschule und vertritt die Reinigung des Islam von späteren "Neuerungen". Der Wahhabismus ist die Staatsreligion Saudi-Arabiens und die einflussreichste ideologische Strömung innerhalb des Salafismus.

Dementsprechend geben Salafisten vor, ihre religiöse Praxis und Lebensführung ausschließlich an den Prinzipien des Koran und dem Vorbild des Propheten Muhammad und der frühen Muslime - der sog. "rechtschaffenen Altvorderen" (arab. al-salaf al-salih, d.h. die ersten drei Generationen des Islam) - auszurichten.

Ziel von Salafisten ist jedoch die vollständige Umgestaltung von Staat, Rechtsordnung und Gesellschaft nach einem salafistischen Regelwerk, das als "gottgewollte" Ordnung angesehen wird.

In letzter Konsequenz soll ein islamischer "Gottesstaat" errichtet werden, in dem wesentliche, in Deutschland garantierte Grundrechte und Verfassungspositionen keine Geltung haben sollen.


Salafistische Ideologie

Salafistische Ideologie wird zunehmend professionell verbreitet. Ihre Vertreter wissen sich öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen und üben eine beträchtliche Anziehungskraft auf Konvertiten und Muslime mit historischen ausländischen Wurzeln aus.

Der Salafismus entfaltet seine Breitenwirkung vor allem durch das Internet; salafistische Ideologieinhalte werden durch eine Vielzahl von deutschsprachigen Webseiten sowie durch zahlreiche Kurzvideos, z.B. im Internetportal "Youtube", vermittelt.
Salafistische Propaganda erfolgt auch über Vorträge von salafistischen Predigern ("Islamseminare"), bundesweit organisierte "Islam-Infostände", die Verteilung von Broschüren und Flugblättern sowie Publikationen und Übersetzungen salafistischer Grundlagenwerke.

Strukturelle Besonderheiten

Salafistische Gruppierungen in Deutschland stellen die Sicherheitsbehörden durch strukturelle Besonderheiten vor neue Herausforderungen.
Sie zeichnen sich zum Teil durch schwer einsehbare und dynamische Netzwerkbildungen und Hierarchien aus. Salafistische Personenzusammenschlüsse sind zum Teil nicht formell (in juristischen Personen) organisiert, sondern durch Schüler-Lehrer-Beziehungen gekennzeichnet. Dadurch ist die salafistische Szene in Deutschland in Teilen volatil und schwer greifbar.

Strömungen innerhalb des Salafismus

"Salafistische Bestrebungen" unterteilen sich in eine politische und eine jihadistische Strömung. Vertreter des politischen Salafismus stützen sich auf intensive Propagandatätigkeit - die sog. "Da’wa" (Ruf zum Islam/Missionierung) -, um ihre extremistische Ideologie zu verbreiten und politischen und gesellschaftlichen Einfluss zu gewinnen.
Anhänger des jihadistischen Salafismus hingegen glauben, ihre Ziele durch Gewaltanwendung realisieren zu können.

Die Übergänge zwischen "politischem Salafismus" und "jihadistischem Salafismus" sind - wie Auswertungen von Radikalisierungsverläufen gezeigt haben - fließend.
Jihadistische wie auch politische Salafisten rezipieren die Ideen derselben Autoritäten und Vordenker. Sowohl die ideologischen Grundlagen wie auch die angestrebten politischen und gesellschaftlichen Ziele sind bei beiden Gruppen gleich. Sie unterscheiden sich vor allem in der Wahl der Mittel, mit denen ihre Ziele verwirklicht werden sollen.

Salafistische Einrichtungen in Deutschland

Die Mehrzahl der salafistischen Einrichtungen in Deutschland ist dem Phänomenbereich des politischen Salafismus zuzuordnen. In Teilbereichen des politischen Salafismus positionieren sich die Akteure ostentativ gegen Terrorismus. Sie vermeiden offene Aufrufe zur Gewalt, so dass ein aktiv kämpferisch-aggressives Vorgehen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung kaum nachzuweisen ist.

Dennoch ist festzustellen, dass fast ausnahmslos alle Personen mit Deutschlandbezug, die den gewaltsamen Jihad befürworten, zuvor mit salafistischen Strukturen in Kontakt standen.

Aus verschiedenen salafistisch inspirierten Szenen, z.B. dem 2005 verbotenen Multikulturhaus (MKH) sowie dem im September 2007 aufgelösten Islamischen Informationszentrum (IIZ) im Großraum Ulm/Neu-Ulm, sind in Deutschland Personenkreise hervorgegangen, die sich dem "globalen Jihad" angeschlossen haben. In diesem Zusammenhang sind u.a. die Mitglieder der sog. Sauerland-Gruppe sowie Eric Breininger zu nennen. Die Protagonisten der seit März 2009 vermehrt aufgetretenen Reisebewegungen in Richtung Afghanistan und Pakistan entstammen ebenfalls aus Milieus mit salafistischer Prägung.

Fazit

Die Mehrzahl der Salafisten in Deutschland sind keine Terroristen, sondern politische Salafisten.
Andererseits sind fast alle in Deutschland bisher identifizierten terroristischen Netzwerkstrukturen und Einzelpersonen salafistisch geprägt bzw. haben sich im salafistischen Milieu entwickelt.

Es kann mithin als gesichert gelten, dass das von Salafisten verbreitete Gedankengut den Nährboden für eine islamistische Radikalisierung, "Jihadisierung" und schließlich Rekrutierung für den militanten Jihad bildet.
Eine besondere Gefahr ergibt sich daraus, dass auch rein virtuell verbreitetes salafistisches Gedankengut radikalisierungsfördernd sein kann.

Ein aktuelles Beispiel für die radikalisierende Wirkung salafistischer Botschaften - vor allem auf Jugendliche - ist der Fall eines 21-jährigen Mannes, der sich aktuell vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt verantworten muss.
Die Generalbundesanwaltschaft wirft ihm vor, am 2. März 2011 am Flughafen Frankfurt a. M. zwei US-amerikanische Soldaten ermordet zu haben. Darüber hinaus soll er versucht haben, drei weitere Angehörige der US-amerikanischen Streitkräfte zu töten. Bezüge ins salafistische Spektrum bestanden über das Internet in Form einer sog. Facebook-
"Freundschaftsbeziehung".

Das Verbrechen am Frankfurter Flughafen ist das erste vollendete islamistisch motivierte Terrorattentat im Bundesgebiet.


Quelle: Deutscher Verfassungsschutz

1 Kommentar:

  1. Auch in Österreich hat die Koran-Aktion „Lies! Im Namen deines Herrn, der dich erschaffen hat“ bereits begonnen.
    Im 10. Wiener Gemeindebezirk verteilte man nach Informationen der Tageszeitung Die Presse Mitte März hunderte der 500-seitigen Bücher kostenlos an Passanten.
    http://diepresse.com/home/panorama/religion/748600/Islamisten-verteilen-GratisKoran-auch-in-Wien

    Neben Wien fanden weitere Gratis-Koran-Aktionen in Graz und Klagenfurt (Video) statt.
    http://www.youtube.com/watch?v=fwWJ5iBorVM&context=C463b970ADvjVQa1PpcFNZqCF_kNM20JAzwQn8p6ViSpZAQVsu6Ak=

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