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Ein neuer Lehman?
Die Griechenland-Krise geht auch nach der Wahl in Athen weiter. In
Brüssel erwartet man trotz des konservativen Wahlsiegs eine
nervenraubende Hängepartie bis zur Regierungsbildung. Dies könnte die
Märkte erneut verunsichern und die Lage weiter destabilisieren. Europa
fürchtet den neuen Lehman-Moment, titelt denn auch die FTD
.
Doch das Hauptrisiko liegt nun nicht mehr in Athen, sondern in Berlin
und Brüssel: Es ist die Unfähigkeit der Euro-"Retter", die Krise
einzudämmen - im schlimmsten Fall droht ein "Lehman" der Politik.
Wie tief ist Europa gesunken!
Vier Jahre nach Beginn der Finanzkrise in den USA ist die Eurozone zum
akuten Krisenherd geworden. Ausgerechnet ein winziges Land wie
Griechenland, das für die globalen Märkte völlig unbedeutend ist, könnte
nun ein neues weltweites Finanzbeben à la Lehman Brothers auslösen. Und
ausgerechnet ein ebenso junger wie begnadeter Populist, A. Tsipras,
soll Schuld sein, wenn der Euro oder gar ganz Europa zusammenbricht.
Das kann doch nicht wahr sein, und es ist auch nicht wahr.
Erstens muss sich Europa einen neuen Sündenbock suchen, denn Tsipras
geht je nun erstmal in die Opposition. Wenn es knallt, dann wird der
Crash von Bankkunden und Investoren in ganz Europa und der Welt
ausgelöst, die panikartig ihr Geld abziehen könnten (teilweise ist der
Bankrun und die Kapitalflucht ja schon in Gange).
Nicht die Wahl an sich, sondern die Marktreaktion ist das Risiko.
Und zweitens fällt die Entscheidung
über das Schicksal Griechenlands nicht mehr in Athen, sondern in Berlin,
Brüssel, Frankfurt und Washington - also dort, wo die großen Gläubiger
sitzen (Eurogruppe, EZB und IWF). Nicht Tsipras oder Neo
Demokratia-Führer Samaras ziehen die Fäden, sondern Merkel, Juncker, Draghi und Lagarde haben das letzte Wort.
Die so genannten Euro-"Retter" könnten sich allerdings schon morgen als tragische Euro-Killer erweisen.
Denn die Märkte sind hochnervös. Viele
Anleger werden es kaum goutieren, dass sich in Athen wieder nichts
ändert, dass ausgerechnet die korrupte ND wieder an die Macht kommen
soll, und dass wohl nicht einmal die erhoffte Intervention der
Notenbanken kommt. Sie werden auf ein Zeichen der Euro-Chefs warten.
Ein falsches Wort, eine falsche Entscheidung der "Retter" - und alles geht den Bach runter. Ein Bankenkrach ist schnell ausgelöst, eine Marktpanik auch, siehe Spanien und Italien ("It's the markets, stupid!").
Jetzt rächt es sich, dass man die
Lösung der Griechenland-Krise drei Jahre vor sich hergeschoben hat,
statt das Feuer schnell und entschieden zu löschen. Jetzt rächt es sich,
dass man nur nationale und keine europaweiten Einlagensicherungs- und
Bankenrettungs-Systeme geschaffen hat. Jetzt rächt es sich auch, dass
man kein Verfahren für den geordneten Austritt eines Landes aus dem Euro
fand. Nicht einmal ein Ausschluß ist nach dem EU-Recht möglich.
Nichts, aber auch gar nichts von dem, was die Eurozone derzeit dringend bräuchte, steht bereit. Nicht
einmal die neue "Brandschutzmauer" ist fertig - der Euro-Rettungsschirm
ESM kommt, wenn alles gut geht, erst im Juli, und er ist jetzt schon zu
klein. Weil dies so ist, müssen
nun G-20 und Notenbanken der ganzen Welt Feuerwehr-Bereitschaft spielen.
Europa allein schafft es nicht mehr, dies ist die traurige Botschaft
dieses Wochenendes.
Vielleicht
kommt der Lehman-Moment nicht sofort, sondern erst irgendwann im
Herbst, wenn die Troika nicht mehr weiter weiß. Vielleicht kommt er auch
gar nicht. Doch
Europas Politiker haben schon jetzt bewiesen, dass sie aus dem großen Crash nichts gelernt haben.
Vielleicht erweisen sie sich am Ende sogar als noch dümmer als die
Amerikaner - und lassen nicht nur eine Bank, sondern gleich ein ganzes
Land pleitegehen.
Der sicherste und teuerste Weg dazu ist übrigens, die Sparpolitik wie bisher fortzuführen...
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