Marat Musin vom russischen Medium ANNA News publiziert das erste seiner Interviews mit einer Zeugin der Ereignisse in Houla.
Die Farouq-Brigade unter dem Kommando des Terroristen Abdul Razak
Tlasder der FSA spielte auch diesmal eine führende Rolle in der
Militär-Operation gegen die syrische Armee.
Dazu gibt es eine namentliche Liste von FSA-Kommandeuren, welche für den
Überfall und den Massenmord verantwortlich sind. In der einfachen
Sprache und vielleicht chaotischen Schilderung bekommt man eine vage
Vorstellung davon, was tatsächlich in Houla und Taldou abgelaufen ist.
Es verdeutlicht den Charakter des Massakers.
Im Folgenden die Übersetzung des Transkripts eines russischsprachigen Videobeitrags, der weiter unten eingebunden ist.
Augenzeugenberichte
Während unserer Reise nach Al-Hula in der Provinz Homs haben wir
Berichte von ca. einem knappen Dutzend Augenzeugen der Attacke auf die
Stadt Al-Hula vom 25. Mai 2012 auf aufgezeichnet und dokumentiert. Der
Angriff erfolgte durch eine Einheit bewaffneter Kämpfer aus Ar Rastan.
An ihr waren mehr als 700 bewaffnete Rebellen beteiligt. Sie brachten
die Stadt unter ihre Kontrolle und begannen mit einer Säuberungsaktion
gegen regierungstreue Familien, einschließlich alter Menschen, Frauen
und Kinder. Die Toten wurden von den Banden der UNO und der
Weltöffentlichkeit als Opfer der syrischen Armee präsentiert; damit
verfolgte man das Ziel, Druck auf die Staatengemeinschaft auszuüben und
die schnelle Verabschiedung einer „geeigneten“ Resolution gegen Syrien
durch den UN-Sicherheitsrat „durchzudrücken“.
Heute feuern die bewaffneten Banditen zielgerichtet praktisch auf jeden,
der ihnen vor die Läufe kommt. Nur eine Stunde vor unserem Eintreffen
wurden zwei gepanzerte Fahrzeuge der UN-Beobachter beschossen, als diese
versuchten, zu einem Kontrollpunkt der Armee in Taldou zu gelangen; das
haben wir auf Video dokumentiert. Auch auf uns wurde eine MG-Garbe
abgefeuert, obwohl klar zu erkennen war, dass wir nur ein Filmteam sind,
das aus unbewaffneten Zivilisten besteht. Danach wurde nur 100-200
Meter von uns entfernt ein Schützenpanzerwagen der Armee angegriffen,
der eine Wachablösung auf einem der Kontrollpunkte durchführte. Dabei
wurde einer der Soldaten durch einen Streifschuss aus einem
Scharfschützengewehr am Kopf verletzt und konnte es gar nicht begreifen,
dass er den Zwischenfall nur wie durch ein Wunder überlebt hat. Leider
erging es vieren seiner Kameraden an dem Kontrollpunkt später, um 10 Uhr
morgens, nicht mehr so gut – sie haben es nicht mehr geschafft, sich
vor den Scharfschützen in Deckung zu bringen. Und das war erst der
Beginn dieses Tages.
Die Arbeit einer Untersuchungskommission der Syrischen Arabischen Armee
und von uns dokumentierte Zeugenaussagen gestatten es derweil bereits
jetzt, einige der Terroristen, welche diese schrecklichen Verbrechen
begangen haben, beim Namen zu nennen:
Liste von ca 10 beteiligten führenden Köpfen der Rebellen der RSA
Radwan Farhan Said
Mashhur Massoud, Spitzname Tyurkavyi (ein bekannter Terrorist)
Abdelkarim Al-Rahal
Akram Rashash Amer
Muhyiddin Mahmud Shihab, Spitzname Muhyiddin Dscharban
Eine Bande von Terroristen aus dem Al-Iksha-Clan
Abdul Rasak Tlas
Yakha Al-Yousef
Said Fayez Talha Al-Iksh
Nidal Bakkur
Ein Terrorist aus dem Al-Hallaka-Clan mit dem Spitznamen Al-Hassan
Ikram Al-Saleh
Haysam Al-Hallak
Interview mit Bürgern von Houla:
Im Folgenden bringen wir das Interview mit unserem ersten Zeugen, das
Aufschluss über die Chronologie dieses Verbrechens gegen die
Menschlichkeit gibt:
Marat Musin (MM):
Was genau ist am 25. und 26. Mai in Ihrem Heimatdorf Taldou vor sich gegangen, was haben Sie selbst gesehen?
Frau aus Taldou:
Ich bin in Taldou geboren und lebe bis heute hier. Am
ersten Tag der Ereignisse, am Freitag, haben sie die Kontrollpunkte der
Armee am Rande der Stadt angegriffen. Die Armee erwiderte das Feuer und
hat den Mann, welcher sie mit dem Granatwerfer unter Beschuss nahm, am
Bein verwundet. Die Banditen nahmen ihn in ihr Feldlazarett mit und
jetzt ist er wieder gesund und munter. Er heißt Said Fayez Talha
Al-Iksh. Bei uns in Taldou lebt seine Familie, die Al-Talhas.
Noch vor dem Überfall am 25. Mai haben sie (die Unterstützer der
Banditen – ANNA) uns angekündigt, dass bald die Stunde X kommt. Das
haben wir von den hiesigen Banditen gehört. Sie redeten ständig davon,
dass sie viel Lärm darum machen müssen. Aber ich habe nicht erwartet,
dass es auf so etwas hinausläuft. Vorher haben sie ständig die
Kontrollpunkte der Armee beschossen, jeden Freitag nach dem Gebet. Der
Beschuss dauerte ein paar Stunden, danach gingen sie in ihre Orte
zurück. Manche der Kämpfer haben Kameras, und damit filmten sie ständig
alles, was vor sich ging. Sie hatten auch Funktelefone
(Trunking-Telefone – ANNA) und wir haben in unserem Haus ständig ihre
Telefongespräche gehört.
Als am Freitag, dem 25. Mai, nach dem Gebet gegen 14 Uhr der
Kontrollpunkt beschossen wurde, hat die Armee das Feuer erwidert. Eine
zweite Gruppe der Banditen, angeführt von Nidal Bakkur sowie eine
weitere Gruppe sammelten sich derweil zu einem Angriff auf den zweiten
Kontrollposten, der sich auf einem Hügel befindet. Die zweite Gruppe
bestand aus Leuten vom Al-Hallaka-Clan, der bei uns unter dem Namen
Al-Hassan bekannt ist. Sie haben beabsichtigt, den oberen und den
zweiten, unteren Kontrollpunkt zu besetzen, der sich innerhalb des
Dorfes befand. Den oberen brauchten sie, weil sie von dort aus auch den
zweiten kontrollieren konnten. Nidal Bakkur telefonierte mit jemandem
und bat darum, eine Gruppe von fremden Kämpfern zur Unterstützung zu
schicken. Er telefonierte noch, als das alles begann. Als die Kämpfer
den Kontrollposten überfielen, hatten sie schon 25 Mann verloren.
MM: Woher wissen Sie denn so genau, wie viele von den Kämpfern umgekommen sind?
Antwort: Als die UN-Beobachter eintrafen, haben die Banditen ihre Opfer
gesammelt und den UN-Leuten präsentiert und gesagt, das seien friedliche
Zivilisten, welche von der Armee umgebracht worden sind. Ich habe das
selbst von ihnen gehört, als sie mit den Beobachtern sprachen, das seien
die Leichen von Zivilisten, die sie in den Häusern gefunden hätten.
Gegen 15.30 Uhr haben sie den oberen Kontrollposten erobert. Einem der
Soldaten von diesem Kontrollpunkt schnitten sie die Kehle durch und
warfen ihn aus einem Fenster im 2. Stock. Bevor er umgebracht wurde,
sagte er: Ich bin aus Kafar Batna (ein Vorort von Damaskus – ANNA), ich
bin genau so ein Sunnit wie ihr. Sie antworteten: Du hast dich erst
jetzt daran erinnert, dass Du ein Sunnit bist.
Zwei Soldaten nahmen sie gefangen. Einer von beiden hieß Abdullah, er
war von den Shaui-Beduinen aus Dair az-Zaur. Ihn haben sie bei
lebendigem Leibe verbrannt. Ich selbst habe das nicht gesehen, aber alle
herum schrieen, dass sie einen Soldaten verbrennen. Das war gegen 18
Uhr. Was mit dem zweiten Soldaten geschah, weiß ich nicht. Aber einer
der Banditen, sein Name ist Ikram Al-Saleh, sagte: Wir bringen ihn nicht
um, sondern wir zeigen ihn morgen als einen, der zu uns übergelaufen
ist.
Kurz darauf eroberten sie auch den Kontrollpunkt und die Polizeistation
in der Stadt. Gegenüber dieser Polizeistation sind die Häuser der
ausgelöschten Familien, wo man auch die ganzen Kinder umgebracht hat.
Sie haben alle Kinder aus dem Al-Saed-Clan umgebracht. Alles in allem
drei Familien und 20 Kinder. Auch haben sie alle Leute aus der Familie
Abdur-Razak getötet, insgesamt 10 Leute. Sie wurden umgebracht, weil sie
alle der Regierung gegenüber loyal waren. Aus dem Al-Saed-Clan wurde
die Familie des Bruders von Abdullah Al-Mashlab, dem drittwichtigsten
Mann im syrischen Parlament, komplett ausgelöscht. Er selbst starb am
24., und am folgenden Tag, dem 25., wurde die gesamte Familie seines
Bruders ermordet: der Bruder selbst, seine Frau und drei Kinder.
Um 19 Uhr kam der Chef der Al-Farouq-Brigade der „Freien Syrischen
Armee“, Abdul Rasak Tlas. Mit ihm kamen mehr als 250 Kämpfer aus
Ar-Rastan. Dabei waren noch zwei weitere Gruppen, eine aus dem Dorf
Akraba unter der Führung von Yakha Al-Yousef und eine Gruppe aus dem Ort
Farlaha. Während des Überfalls auf den Kontrollpunkt hat Nidal Bakkur
einen der Kämpfer gebeten, sich bei der Moschee zu positionieren und ein
paar Schüsse aus dem Granatwerfer in Richtung der Armee zu feuern, um
diese so zu einer Erwiderung des Feuers zu provozieren, so dass die
Moschee getroffen würde. Tatsächlich hat die Armee aus einem
Patrouillenfahrzeug zurück geschossen und auch die Moschee getroffen.
Nachdem sie den Kontrollposten erobert hatten, schafften sie ihre
eigenen Toten und auch die der von ihnen umgebrachten Leute und deren
Kinder in die Moschee. Das bewerkstelligten sie mit ihren KIA-Pickups.
Gegen 20 Uhr am 25. Mai befanden sich die ganzen Leichen bereits in der
Moschee. Am nächsten Tag gegen 11 Uhr kamen die UN-Beobachter zu der
Moschee. Die Armee hat derweil die Bewohner aus einigen Häusern
evakuiert, die sich in der Nähe des Kontrollpostens befanden, und in
sicherere Bereiche geschafft. Während des Schusswechsels haben die
Kommandeure ihren Kämpfern fortwährend zugerufen, dass diese während
ihrer Telefongespräche mit Al-Jazeera und Al-Arabiya unbedingt
intensiver schießen sollen.
Zum Einbruch der Nacht hörte der Beschuss auf. Am nächsten Tag, dem
Samstag, hörte ich aus ihren Funkgesprächen, dass jemand gesagt hat: ein
Teil der Kämpfer soll bis zum Eintreffen der Beobachter die Uniform der
syrischen Armee anziehen (um sie für desertierte Soldaten auszugeben –
ANNA), die anderen sollen Zivilkleidung tragen, und danach zur Moschee
kommen. Sie haben Felder und ein paar Häuser angezündet, um die Armee
damit zu beschuldigen, diese habe die Stadt bombardiert.
Die UN-Beobachter habe ich nur von weitem gesehen. Sie waren von den
Banditen umringt, welche die Uniform der syrischen Armee trugen, aber
auch solche ohne diese Verkleidung. Es waren sehr viele Leute dort und
haben das alles beobachtet. Aber es war niemand von den Verwandten der
ermordeten, regierungstreuen Familien da. Alle riefen: Wir wollen das
Regime stürzen. Dabei waren auch viele Verwandte der Kämpfer.
Die Kämpfer kamen in unser Haus und sagten, wir sollen aus den Häusern
herauskommen und wegfahren, da die Stadt jetzt zu einem Kampfschauplatz
würde. Wir sind allerdings nirgends hingegangen, aber viele gingen weg.
Nachdem die Beobachter eingetroffen sind, haben die Kämpfer sie auch in
die leeren Häuser geführt und dahin, wohin sie diese Leute gebracht
haben. Den Beobachtern sagten sie, das seien Flüchtlinge.
MM:
Wie sehen Ihre Brüder und Eltern diese Ereignisse?
Antwort:
Mein Vater ist schon tot, aber ich habe noch meine Mutter,
Brüder und Schwestern. Wir sind eigentlich alle einer Meinung.
MM:
Gibt es auch in ihrem Dorf Leute, welche ihre Meinung teilen?
Antwort:
Ja. Die Mehrheit teilt diese Meinung, sie haben Todesangst vor diesen bewaffneten Kämpfern.
Früher gab es unter ihnen sogar solche, welche zu Demonstrationen für
die Regierung gegangen sind und an den Wänden ihrer Häuser Sprüche
anbrachten, wie: „Raus mit der Freien Syrischen Armee“, und „Wir
verfluchen die Bewohner von Daraa“ (von wo all diese Dinge ausgegangen
sind). Die Banditen haben es allerdings jedem, der diese Sprüche
schrieb, heimgezahlt.
MM:
Welche Beziehungen haben Sie mit den Bewohnern der benachbarten
Dörfer und weshalb wurden sie von den bewaffneten Kämpfern angegriffen?
Antwort:
Sie haben ihnen niemals geschadet, sie stritten auch nie mit
uns, wir hatten immer gute Beziehungen zu ihnen. Ganz im Gegenteil, die
Kämpfer der FSA haben sie ständig angegriffen, weil sie zu einer anderen
religiösen Gruppe gehören. Es gibt sogar einen Terroristen, der heißt
Haysam Al-Hallak, der ein paar Leute aus Nachbardörfern entführt hat und
Lösegeld – ein paar Millionen Lira – für sie verlangt hat. Und ein
weiterer Kämpfer namens Abu Yassir, der aus einem Nachbardorf
Mitarbeiter des staatlichen Elektrizitätsunternehmens entführt hat, weil
sie zu einer anderen religiösen Gruppe zählen. Dieser Haysam hat einen
der Entführten umgebracht, dem anderen eine Spritze mit Heizöl verpasst.
Sie können diesen jetzt im Krankenhaus in Homs finden.
Diese Banditen haben sich in friedlichen Zeiten mit Schmuggeln befasst.
An unserem Dorf vorbei führt eine Ölleitung, und sie haben damals
einfach ihre Kräne direkt auf das Öl gestellt, darauf hatten sie große
Pumpen. Alle im Dorf wussten davon. Größtenteils sind diese Leute
einfache Banditen. Kaum einer unter ihnen hat die 8. Klasse geschafft.
Sie entführen im Wesentlichen alle, die zu anderen Konfessionen gehören
und solche, die Geld haben.
In unserem Dorf lebte eine Frau, die aus dem Libanon stammt. Sie lebte
mit ihren drei Kindern bei uns im Dorf, hat als Putzfrau auf der
Polizeistation gearbeitet. Sie wurde entführt, vergewaltigt und dann
gehenkt. Man warf sie dann einfach auf das Feld, wo ihr Leichnam von
Hunden zerfressen wurde. Das war ein schreckliches Bild, sie war
vollkommen nackt.
Man kann diese Menschen nicht Moslems oder Araber nennen, das sind
Tiere. Es gab noch einen Fall, als sie verschiedene staatliche
Einrichtungen und die Verwaltung besetzt hatten. Sie zündeten alles
nacheinander an, ließen die Kinder nicht zur Schule. Da gab es vier aus
der Familie Al-Abbara und einen aus der Familie Al-Yusifa, der hatte
AIDS und ist heute schon tot. Sie haben eine Frau aus dem Nayla-Clan
vergewaltigt und sie mit der Krankheit angesteckt. Sie hatte damals ein
drei Monate altes Kind. Nach der Vergewaltigung hat sie es weiter
gestillt, und das Kind ist gestorben.
Es gab auch solche Fälle zu Beginn der Unruhen, als Krankenhäuser
überfallen und die Blutkonserven gestohlen wurden, die wurden dann bei
den Demonstrationen eingesetzt. Man goss dieses Blut über die Gesichter
von vermeintlichen Opfern oder über „Verletzte“, um so eine Show für
Al-Jazeera und Al-Arabiya zu inszenieren.
Wir sind normale, friedliche Leute und wollen, dass wieder Frieden in
unseren Dörfern und in unseren Häusern einkehrt. Wir wollen keine
Einmischung von Außen, wir wollen Frieden.
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